VII. Von Johannes Barrabas

So lange ich ihn nicht verloren hatte (den Kopf der Geschichte) und seinen Winkelzügen folgen konnte, erschienen alle Wendungen weich, fast vertraut, weil ich mich sehr schnell zurechtfand in den Worten. So war es am Anfang, und so ist es geblieben. Doch es war ja, daß er sich selbst n. nicht hörte und sprach, als wenn er in einen Topf Zaubertrank für geistige Heldentaten gefallen wäre, aber alles in Demut, alles in Demut; nur eben lag darin selbst versteckt seines Heldenmutes über alle Herrn. Vielleicht, daß ihm deshalb so schnell die Tür geöffnet wurde, weil niemand es aushält, einen Bettler davor zu wissen, der n. nicht einmal bettelt, der nur erkennbar von einem Gemüt ist, das ihm gestattet, auszuharren, wofür andere längst aufgegeben hätten; ein langsam arbeitendes Gehirn ohne den Willen zum Urteil, voll sanften Gleichmuts, belastet von nur einer Frage: “Wie kann ich Zeugnis ablegen über die Geschehnisse, ohne an ihnen zum Verräter zu werden?” Ich habe längst gemerkt, daß er mich beobachtet und aufgehört hat, schlafen zu gehen. Und selbst summt mich in den Schlaf, sicher fühle ich mich dann, behütet, warm aufgehoben, wie er da sitzt und meinem Atem lauscht. So werde ich ruhig und mein Herz schlägt wie seines, das ich höre irgendwie, als wenn ich daran geborgen wäre. Es gibt ein ich weiß es Morgen, immer weiß es ihm voran, weil er meinem Herzen folgen wird auch in das Dunkel des Morgens, an dem ich nicht mehr erwachen kann und vom Schiff gesprungen sein könnte oder im Wald verschwunden nah dem Haus. Also ich, die verschwunden sein könnte, wäre es dann, die nichts mehr übrig lassen, auch bei ihm nicht, nichts von dem, was er über mich herausgefunden haben würde bis dann. Das ist jetzt n. nicht viel, aber dann doch, weiß ich, weiß ich dunkel schon jetzt. Wir haben uns gegenseitig aufgehoben, aber auch abgetrieben, einer am anderen. Das sage ich: Thomas aber, der Zwilling genannt wird. Das bin ja ich, nur ohne den Selbstzweifel, der immer den anderen über mich erhoben hat, weil er vor mir ankam. Kam an, kam an, schoß an wie ich wollt leuchtender Sonnenschweif, nachdem sie schon 8 Minuten 19,6 Sekunden von uns gegangen ist, seine T.geburt. Und sie hat aufgehört zu leuchten, wirklich. Ich selbst war ja erst wenige Minuten alt, aber sie sah ich mit meinen ungelernten Augen an und da wußte ich den Unterschied zwischen meinem Lebendig und ihrem T.tsein. Doch davon ist immer n. zu viel… es steht hier überall geschrieben, als wenn ich auch schon längst mich dahinzuzählte.

Laß die toten ihre Toten begraben heißt es. Und weil es so dasteht, muß er sich dazu verhalten. Und das war keine Lebenslüge, die ich bezahle, sondern er wird für dieses Leben bezahlt wie der Mann, der die Särge zimmert, wie der, der die Toten bettet und wie der, dessen Worte über das Leben man nicht mehr vernimmt.Wenn du’s erträgst, so sei tot bei den Toten. Manchmal bin ich es, werden Licht und Schatten in den Gräben eins mit dem achtminütigen Licht jener toten Sonne und ihrer gleichzeitigen Finsternis, tenebrae, ewig sich selbst gleichender Nacht um den 9. Planeten. Die war doch nicht umsonst hell geblieben, merke ich jetzt, sondern es hat sich ja etwas ergeben daraus, weil ich dann dort geblieben bin bis es sich umkehrte in andauernde Dämmerung. Aber ich mußte arbeiten für diese Geschichten gehen, damit ich überwinden lernte: die alte Feindschaft zwischen dem Leben und der großen Arbeit.Es gibt diese andere Symphonie mit dem nicht vorhandenen Ende, dem entgegen es sich immerw. aufbäumt und dann kommt eigentlich sofort die siebte, aus der es aber ebenfalls keinen Ausweg gibt, nur die Aufgabe. Wie komme ich dorthin, wenigtens bis da, mag er sich n. gefragt haben, grad, als das Jahrhundert geht. Aber war er denn jemals ein Hiesiger? Daß jemand ihn messen wollte an seinem Ernst, daß einer nicht die tiefste Durchdrungenheit einklagen würde für sein Leben? Aber so weit entfernt sein voneinander und der nahste Moment ist nur, daß ich den Steinblock anfassen kann, wann immer oh wie oft n.! es mich dorther bringt, Grinzing, Gruppe R6, 7/1. Und das war einer von uns, der das aufschrieb! 

Und wenn der Mond da steht über dem rohen Granit, möchte ich einmal da sein und ein Licht für ihn halten, so wie für Dich HB und den Ewaengel unter dessen Flügelschatten ich diese Geschichte zu ende gehen werde an jedem Sabbath, den ich erlebe. Es sollen immer genug Enden da sein, um jederzeit ohne eigene Spuren verschwinden zu können. So wie man es von einem trobador erwartet. Ich breche vielleicht nicht nur in ihr Leben ein, das sie sich nun einmal ausgesucht hat, aber wenn ich es nicht gerade jetzt und hier und bei ihnen getan hätte, bliebe ihr Buch ohne Wirkung. Es läßt sich spielen und gibt seinen dramatischen Charakter nicht auf. Jeder schrieb sich irgendwann eine Tragische Symphonie, jeder versucht, über die Neunte hinauszukommen, mancher hat unsaubere Energie benutzt dafür. Aber wieviel Blut kann man trinken, ohne zu sterben? Es ist das eigene, es ist immer das eigene, das einen umbringt. Es zürnt vielleicht Jahr um Jahr und dann einmal kommt es hoch wie ein Feuer in dem Menschen und verbrennt ihn, nachdem das unmögliche vollbracht ist. Doch bis da sind genug Gelegenheiten, zwischen den verschiedenen Positionen zu wählen, die man für sich in Betracht gezogen hat, sollte einmal das bittere Wort gefallen sein. Das muß nicht das letzte Wort sein, aber immerhin ein Wort in einem letzten Satz. Den sich aufzusparen alles verheißen kann aber alles auch nehmen. 

Nachdem die Fische geköpft, die Tauben ausgenommen und die Schafe gehäutet waren, sind wir einen weitern Weg gemeinsam gegangen. Der sollte uns eigentlich über Aquino zusammenführen, brachte uns aber doch nur an die alte Grenze. Das war hier: lautes Unbewußtes und glich der Mauer, die mich einmal vor der Welt weggesperrt hatte (Berlinrand) als die Seherängste zu groß und bedrohlich geworden waren. Jedoch standen wir diesmal auf ihrer anderen Seite und waren nicht mehr innen vor der Welt geschützt sondern diesmal war sie es, die in uns gefangen war und wir selbst ihr außen, vor dem wir sie beschützen mußten und deshalb die Mauer hochgezogen hatten, waren also ihr Überschuß und das Mehrsein, das sie gebar wenn wir sie zwangen, waren ihr “Kind”: herrisch und sehr, sehr launisch.

Nachdem die Fische gefüttert, die Tauben erzogen und die Haare geschoren waren begaben wir uns nahezu gemeinsam auf den nächsten Weg, eine weitere Etappe auf dem Weg zu den Schwestern von Santiago, die man vielleicht nie sehen würde, das war auch nicht wichtig außer zu ihnen unterwegs zu sein egal wohin. Jakob hat das Ziel an jeden Ort gesteckt.

Wir sollten zusammengeführt werden zu th., doch keiner konnte jene Grenze diesmal überwinden, die der aquinate vor den Unzeiten setzte. Es war eines, die Geliebte immer nur zu singen als sie wirklich jede Nacht zu beherbergen und ihr Eingang und Ausgang zu sein dieser Welt. Sie wußte von mir ja nur durch die Schrift: die Braut, ewig junge, gerechte… die niemand verstünde wenn sie es einmal erzählen wird. Aber so haben wir uns kennengelernt und wenn sie nicht wirklich Mignon geheißen hätte, wäre sie nie meine Begleiterin geworden. Daß sie es aber wurde ist verbürgt und nur ihr, weil ihr nichts davon gelesen habt (weil niemand den Mut hatte es zu verzeichnen) könnt ihre Geschichte umschreiben, neu schreiben wenn sie sich diesmal euch entfaltet, nur ihr… mit eurer ewigen Jugend. Nachdem also: die Stiere gejagt, die Widder geschlachtet und die Fische geräuchert waren, entschuppt auf dem Stein im Uurainenfinnland, der daraus den eigentlichen Akt erst machte dem ich nachzudenken pflege immer wenn das Labyrinthwasser mich ertauben läßt (taub gegen die Empfindungen der eigentlichen seiner Seele.) Dann nur dann ergaben sich wirklich Möglichkeiten. Und möglich ist manches geworden seitdem. Die Fische sind ebenso beendet mit den anderen Gezeiten vorher, man sagte nur n. nicht good bye & thanks… sondern half sich wo man konnte im jeweilgen Element dem Gegenüber. Lange sprachen wir nicht miteinander aber haben das Wort n. nicht verloren merken wir weil wir uns n. hören können – weil wir lesen, in uns, über uns, gegen die Sehnsucht gegen jedes Verlangen das dich mir entfernen könnte. Darum bleiben auch Worte übrig wenn das hier beendet ist, die mir die Erinnerung ermöglichen werden. Aber wirst du dich auch erinnern? Schlag es zu das Buch, so lange es n. nicht geschrieben ist und verrate all seine Bedingungen. Dann wirst du gewonnen haben über manchen Zwang und vielleicht bist du gerettet, kannst die Arbeitleisten die jener dir verhindert, kannst alle Orte besuchen von denen es handelt und finden, wie wahr es doch gewesen ist nur daß du nicht daran glaubtest. Doch kommt das Wissen zu spät und deine Einsichten werden mich nicht mehr erreichen, ich bin ein zu kleiner Teil deiner Zukunft als daß ich selbst Wirkung hätte. Es wird nur diese Schrift sein und was du an ihr doch lerntest: von Parmenides, Heraklit, den kabb. Studien, zur Benjaminfeldkraft, der ir.-kath. Gemeinschaft und ihren ältesten Gebäuden (immer ein Lichthof um die Mitte…) und weiteres n. über jeden Stein, den ich zertrümmer. Aber von jenen sollte geschwiegen werden, denn was solltest du dir daraus schon weben? In deiner Sprache hieß es, daß die Toten sich selbst begraben sollten und wir hätten dem zu folgen der ein G der Lebenden war weil wir auch leben (sollen…) Jedoch: die großen Fehler waren immer n. die der anderen, die sie machten, weil sie nicht weit genug vorausgingen in ihren Deutungen. Verließen sich also darauf, daß ich sie interpretieren würde und die Arbeit leiste, metaphysische Denkarbeit zu ihrem Ruhm. Aber nur weniges ist so groß geschrieben, daß meine Energie darin gut angelegt ist. Und so verhalt ich mich denn, verschlucke was zu ihnen n. zu sagen wäre, lasse meine immerwährenden Gedanken um den Prozeß kreisen und die Anteile sinken, die den Auftrieb hemmen. Wie lange man damit beschäftigt war, also wirklich beschäftigt wie man die Mittel herstellen und erhalten könnte die zur Erschaffung jener homunculi nötig waren und jetzt hätte ich sie einfach im Zufall entdeckt: einer der Momente als ich nicht ganz anwesend war enthüllte es mir: alle Mittel stehen bereit zur Mischung, ich sollte nur n. einen Spruch mir ausdenken, der sie vereinte. Aber zuerst mußte ich mich in die Farben begeben. Dann lernte ich sie kennen.