V. Wörter; composite II, Traum kurz vor manuellen Strukturen: 

Der Vater hatte Mühe, n. die Zahl der Söhne zu merken oder ihre Namen in der richtigen Reihenfolge aufzusagen. Frauen waren nicht wichtig genug geworden, als daß ich sie hätte zu Verbindungen knüpfen müssen statt den lange verschwiegenen Worten. Diese ließen sich leichter abbauen und die in sie gebannte Zeit blieb verfügbar, ist es auch jetzt n., wo sie selbst im Seenland verdunkelt. Doch sie kommt ja die Winternacht bis zum Horizont, ich hebe mich ein Stück nur herauf nach Norden, wo ich an sie stoßen werde und nur n. ein paar Notizen zu machen habe. Dort werde ich lernen das lesenmüssen ohne die Nachtangst, welche mich lange genug begleitet hat. Daß nachts vieles nur entstehen kann, weil es sich ausgesetzt fühlt vor den gewohnten und jetzt schlafenden Körper, wird mir langsam erst bewußt. Ein wenig alles zu kennen versuchen, das mich dann durchleuchtet, vielleicht sind es schließlich gerade die vier Stunden, vielleicht weniger, die ich zur Verfügung habe. Morgenvergessen. Jener, der nie den Tag beginnen sah für die Seine…

Ich hatte wachend neben ihrem Bett wie lange n. die Nacht verbracht bis es mir alle Wärme aus dem Körper zog. Dann fing ich an zu zittern. Wenig wußte ich in dieser Zeit n. über das Unaussprechliche. Zeiten sind vorbeigegangen, die mir Bewußtsein gaben, schwaches Wissen von schwebenden Zuständen einer Erzählung, in die man nicht eindringen soll. Zu ihrem Inventar gehört auch das aufgeschlagene Buch, das mich in meiner eigenen Fehlentwicklung berührt; und dessen Gegenstand:

in die schwarzen Plattenseiten gestürzt eine Verbindung wählt, die uns erwächst. Er… geht voraus und jene gefühlte Vibration unter den Kopfhörern erhält mir seine Stimme. Ich kann ihn hören, kann es anfassen seine Worte und die ganzen Sätze, die Kursiven sind nur eine Hilfe, um ihn von mir weider zu trennen, wenn er weiß, was er sagen soll. Es steht ja nicht mehr in den Notenblättern, als daß er sich mir aufgehoben hat und ich meine Stimme soll ich ihm zuwenden, mein Gesicht ihm zukehren. 

“Also Thomas”, sage ich, “also Seamus… haben Sie Ihre Lektion gelernt? Ich hoffe, es ist Ihnen gelungen, das Moment der Unentschiedenheit zu nutzen, um das von Ihnen angestellte Bekenntnis n. einmal für sich sehen zu können ohne den Zwang Ihrer psychotischen Sabbathvorstellungen, die Sie sich jedes Wochenende erlauben. Können wir uns darauf einigen, daß es sich dabei um eine kleine, unbewußte Häresie handelt…” – “Die ich ja glücklicherweise sofort zugegeben habe, als mich der Gott aus der Maschine ansprach.” 

Damit dürfen wir diesen Dialog auch verlassen. Was bleibt, ist eine schwache Unsicherheit über mein Bedürfnis, jenen herauszufordern. Denn das tat ich. Und die Gründe waren ein verborgener Schatz, den ich mit dir zu teilen vermochte, Mignon, der sich mir auf unseren Wegen gezeigt hatte und dessen ich in jeder kleinen Kapelle da draußen teilhaftig wurde. Aber das aussprechen… darf man das denn überhaupt, was sich dort offenbart? Nicht eher in sich verschließen und bewahren zur Innersten Ansicht? Doch der Innenbereich ist ja so vielfältig und verschachtelt, daß alles aus ihm herausweist auf euch, zu den Dienern und Messern der vielen kleinen Worte. Und ich bin dann also auch gezählt, gezählt, gewogen und zerteilt worden und wie die Hure B. sitze ich zerstreut über meinen Randnotizen, die ich irgendwo aufgesammelt habe an Kindesstatt. Dann bitte lest doch, was euch n. fremd vorkommen soll und einer wird es wissen, Seamus. Deine Stummheit wird n. weitergehen, als du zu denken vermagst. Ein anderer sagt, Thomas Mann z.B.: Frömmigkeit ist eine Art der Klugheit, sie ist Gottesklugheit, verstehst du? Deine Klugheit kommt immer von weit her, so weit das Universum eben ist, auch wenn sie nur in den Grenzen dieser jetzt schwarzen Seiten einer romantischen Symphonie von 1874 zu finden war, die nächste Klugheit wird eine andere sein einer anderen Welt. Und fromm sein ist ja nicht, das Leben verachten und Lebendigkeit schmähen; die Frömmigkeit jener erwachsenen Klugheit heißt für mich Ataraxie, die Gelassenheit gegenüber unseren Weltverschiedenheiten. Das ist doch was du meinst oder? Du kennst diese Welt n. nicht und denkst, mich dann auch nicht zu kennen… aber kennen – wer kannte sich selbst schon, wenn er nicht in das Glück sieht. Während ich dort n. einmal hin, wo es mich in die Welt entließ, greife ich mir mein Gesicht. Darf auch das gesagt werden? Es ist so: in den Gleisen, auf denen täglich die Züge ausfuhren nach jenen Ungegenden, die sie nicht erfassen weil sie es nicht glauben, können – da liegt das nicht verwesen wird. Und in unsere Geburt reicht es hinein, vielleicht ahnen sie, was kommen sollte. Die Umkehr allen Schicksals, nachdem die Vorstellung ausgereizt war des Erträglichen – ein gehaltenes Gericht, über dessen Protagonisten geschwiegen wird. Sie müssen, Seamus, jetzt die Arme ausbreiten, um das Kind zu begrüßen. Es ist wie durch ein Wunder dem Prozeß entkommen. Jeder Ahne, jeder Vorfahr hat es immer gewußt und alle haben in den Schriften darauf hingearbeitet, so etwas vorzustellen. Am Ende ihrer Leben hinterließen sie ein Konvolut ängstlicher Eingebungen, Bücherschränke voller Kolumnen. Davon blieb einiges zu deuten, ein Regelwerk gab es nicht. Bis hier. Bis auf diesen Tag, heute mittag (jetzt), wo der Fehler losläuft. Ein Kreis schloß sich, die offene Prophezeiung wurde zu einer erfüllten: Ich habe mich verselbständigt. Es gibt keinen Grund mehr, an das Gute im Menschen zu glauben: J-h-v- G.t strafte den guten Menschen und der gute Mensch wurde böse, so daß man an ihm das Gericht vollziehen durfte gleich eim säumigen Vieh, man stieß mich also hinab, wo sie hergekommen waren, in glaubenslose Vorzeit. Ich höre nur n. das Lied von da:

  • Ohne Klang, Orpheus, 
  • wärst du nur Wind, Orpheus;
  • ohne das Lied, Eurydike, sein Saitenspiel,
  • das du nicht hörst:
  • nur irgendein Gefährte
  • dem du nachhingst…
  • und das dein Mädchenantlitz nährte,
  • als du vor ihm gingst
  • und selbst dich nicht erinnerst, daß du fielst.
  • Ohne Klang aber ohne das Wort,
  • wieder und wieder erzählt, 
  • von jenen unbeugsamen Trobadoren,
  • wärst du nur Hauch vom alten Ort,
  • der ihnen n. als Traum erscheint;
  • ein Traum, der jeden Tag sie quält
  • und den sie jede Nacht wieder verloren.

Also deshalb:

I. Regel: Ein vielgelesenes Buch verlangt nach einem Autor, der sich nicht hinter seinen Protagonisten verstecken muß, sondern zugeben kann, daß es sich um ein Buch handelt, das er zu schreiben willig ist.

II. Regel: Bringt man den Autor unter seine eigenen Protagonisten, darf er sich dort nicht unwohl fühlen, sondern soll Wärme und Verbundenheit jener Welt spüren, die er erschaffen hat.

III. Regel: Sollte man selbst einmal Autor sein, ist es wichtig, nicht den Kontakt zu dem Auditorium zu verlieren, das man sich ausgesucht hat. Und wenn sich dieses plötzlich als ein veränderliches Vakuum nichtexistenzieller Seinszustände erweist, muß man diesem trotzdem gerecht werden: weil man sich zu einer Weise entschlossen hatte, die jenes Vakuum ansprach und die eigene Autorenschaft begründete, gab man ihm seine Berechtigung. 

IV. Regel: Das Befolgen der ersten drei Regeln schafft nur n. eine Notwendigkeit: die unbedingte Vernachlässigung der anderen. 

Womit wie der wir in der Imagination ankommen. Es ist zwei Uhr in der Sabbathnacht, -11˚ Celsius auf dem berliner Hinterhof, der Winter läßt Spuren in meinem Gesicht. Morgen ist eine weitere Nacht und die Geschichten die von morgen. Ende der Kursive.

weil mit ihnen die Menschen nicht sein können. Lassen sie und später suchen sie in sich nach dem Grund einer großen Verzweiflung, der sie in jenem vergangenen Moment zwar aufgescheucht hätte und beunruhigt, aber eben doch vergewissert. So ziehen sich Fäden unausgesprochener Gedanken durch die Nacht. Der wach ist, kann davon etwas hören im Innenohr, wenn er es geöffnet hält. Ich schließe meines, wenn ich unter ihnen bin, gerade nachts, denn Stimmen, Stimmen… wenn das Wasser alles hört, was die Menschen ihm sagen wollten, es sich am Ende angekommen fühlt und endlich dem Geist seine Zunge erlaubt, die er, die ich so lange versteckt halten sollte nur in dieser Zeit gelingt es vielleicht, die Stimmen des Inneren Labyrinths von der lauteren Welt zur Fruchtbarkeit zu scheiden. Jetzt werden es Worte, aber damals, als mir dir Glieder kalt wurden, wollte ich den Raum verlassen, wo ihr Bett stand. Und fand keine Tür und die Fenster waren nicht zu öffnen, du hattest die Ovale für immer geschlossen. Ich konnte sie später öffnen. Jetzt. Meine wachenden Hände, meine betenden Rosenkranzhände legen den Riegel um, diese Nacht war bewahrt.