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Good Morning Mr. L., Guten Morgen die Damen und Herren Lektoren,

ich möchte Ihnen heute ein Buch zur Übersetzung vorschlagen, mit dem es Ihrem Verlag vielleicht gelingen wird, die staubige Nische, Besenkammer oder wie immer bei Ihnen der Raum genannt wird, in dem über moderne Literatur entschieden wird, mit etwas Leben zu füllen. Machen Sie sich vertraut mit

fugit fictive. fluchtfiktion. romandebüt von marlon noy.

„Wir leben in finsteren Zeiten.“

Ich habe dieses Motto, das dem Roman voransteht, einmal frei übersetzt. Noy schreibt: :We have sour times.:

Auf den folgenden 214 Seiten erleben wir die Geschichte eines Flüchtlings unbekannter Herkunft in einem noch nicht näher spezifizierten Land. Wir werden Zeuge, wie er das Land zum ersten Mal betritt, die Hürden meistert, die sich ihm in den Weg stellen und schließlich langsam, aber sicher…

An dieser Stelle erwartet der Leser ein neues spannendes Debut eines (nicht näher zu spezifizierenden Flüchtlings), der auf 1/4 tausend Seiten das Heimatland des Publikums aus seiner von Vorurteilen geprägten und damit hadernden Ich-Perspektive begutachtet, zunächst etwas verklemmt, später durchaus selbstsicher und integriert. Sie finden diese Perspektive spannend? Debütwürdig? Dann ist Noy nichts für Sie. Lesen Sie stattdessen die Alten.

Dave – so heißt unser Held – hat auch den Weg über irgendein Meer genommen, jedoch dies als Tourist in einem gewöhnlichen Flugzeug mit dem für Touristen üblichen Handgepäck. Diese (übliche) Zusammenstellung muß sich noch als wichtig erweisen für den weiteren Verlauf des Romans, ahnen wir. Denn Dave wird nicht, wie erwartet, am Flughafen seinen Koffer vom Band nehmen und ins Taxi steigen, sondern einen kleinen Umweg machen mit der Maschine, der ihn auf direktem Weg in die [FN001: hier wird es das erste Mal spannend, wenn wir erfahren, wohin es den Protagonisten verschlagen hat. Nicht jedoch für Sie an dieser Stelle, denn diese Information ist geheim.] führt. Daß es sich bei dem Umweg um einen gewaltsam von :Terroristen: durchgesetzten handelt, ist für die Geschichte nicht weiter von Belang. Wir bleiben bei Dave.

Die Passagiere verlassen das Flugzeug. Natürlich kümmert sich niemand um sie. Dave ist einer unter vielen Gestrandeten. Dass jemand auf die glorreiche Idee kommt, den Weg zur nächsten Tankstelle anzutreten, ist die Rettung. In der Ferne schimmert irgendwo eine „shell-fatamorgana.“ Die Gruppe bleibt dicht zusammen, jemand hatte das Gerücht verbreitet, es gäbe hier :wilde Tiere: osä.

Auch in der Ortschaft nächst der Tankstelle nimmt niemand Notiz von den jetzt Flüchtigen. Sie sind etwas auf sich allein gestellt und werden nur von Kindern recht eigentlich wahrgenommen. Diese stoßen vereinzelt in die Gruppe und gehen die Verängstigten um Zigaretten und Kleingeld an in zwar unverständlicher aber nicht zu missdeutender Sprache. Die Nacht verbringen sie halbwach in Sorge um ihre kleinen Fjällräven und clutches, in denen alles steckt, was sie noch besitzen – in dieser Welt. Natürlich sind die Nächte hier auch kalt. Schnell wird klar, wer der Anführer der Gruppe ist: jemand, der aus irgendwas ein Feuer zustandebringt. Wasser haben alle noch genau fürs Zähneputzen am nächsten Morgen. Soweit, so gut.

Dave findet, er wäre allein besser unterwegs und macht sich in der Nacht davon. Von dem Rest der Gruppe erfahren wir nur noch in den Lokalnachrichten, die auf einem screen in einer bar laufen, in der er jemanden um Wasser bittet, natürlich in seiner Sprache. Jedoch Wasser bekommt er. Für den Rest sorgt er im Verlauf des Romans selbst, was sich als [ich verkürze das] einigermaßen schwierig herausstellt, da weder er die Sprache der Leute versteht noch jemand ihn und sich zudem niemand um ihn bekümmert. Außer den Kindern natürlich, die als Leitmotiv immer wieder auftauchen und den Protagonisten mal vor Probleme stellen, mal ihn aus solchen befreien. Sie bleiben jedoch eine Horde indifferenter Erscheinungen, was keine Schwäche des Romans darstellt, sondern eine Schwäche des Helden, an den fremdartigen Wesen irgendwelche Charakteristika festzumachen. Der Roman ist durchgehend in der dritten Person geschrieben, Inneneinsichten in die Hauptfigur gibt es, jedoch konzentriert sich die Handlung eher auf die Schilderung dessen, was um diese herum an [für uns] feststehenden Gegebenheiten existiert; man könnte vermuten, es hier mit einer 2020 Version von homo faber zu tun zu haben, Tonfall und Duktus der Sprache legen das nahe und setzen damit einen neuen, hohen Standard gegenüber der Ichbezogenheit und den lyrisch-experimentellen Romanentwürfen der Gegenwart. Wenn Sie Freude daran hatten, wie Max Frisch seinen Rasierer auseinandernimmt, werden Sie Marlon Noys Versuch, Dave in einem Land „das ihm so fremd erschien wie nur die Walachei es sein konnte“ länger als eine Woche am Leben zu halten, für einer Übersetzung ins Deutsche wertschätzen, die schnellstmöglich anzustellen sein sollte: die englische Originalversion muss zeitgleich mit einer französischen und deutschen Übersetzung erscheinen, und das zum nächsten Frühjahr. Sie haben also nicht viel Zeit, sich die Sache zu überlegen. Der Autor ist darauf vorbereitet, die nötige Hilfestellung zu geben und ggfs. bei Übersetzungsschwierigkeiten das Original anzupassen, so daß am Ende jdfs. eine dreisprachig-synoptische Ausgabe in den Ländern der jeweils französisch/deutsch/englischsprachigen Welt herausgegeben werden kann. Sichern Sie sich für Ihren Verlag die deutschen Rechte, bevor der Zug abgefahren ist.

to the readers:

Sie erwerben mit diesem ebook die Option auf einen vergünstigten Kauf des Buches:

Noy, Marlon; fugit fictive – fluchtfiktion

das im Frühjahr 2021 erscheinen wird. Wenn Sie die Einführung richtig gelesen haben, stellen Sie fest, dasz die deutsche Übersetzung noch nicht geschrieben ist. Das Buch selbst ebensowenig.

Sie erhalten hiermit die Gelegenheit, den Autor während des Debüts finanziell zu unterstützen, man nennt so etwas auch -to fund-. Nutzen Sie diese, auch wenn Sie nicht Teil der :Gemeinschaft Literatur ermöglichender Mäzene: sind oder werden wollen, Noy wird es Ihnen danken.

Oben angegebene Option auf den vergünstigten Erwerb entfällt, wenn bis Dezember 2020 weniger als 79,99 Euro über das Angebot derselben eingenommen werden. Sollte dies der Fall sein, werden Sie an dieser Stelle bei einem erneuten Download (ein weiterer Kauf ist dazu nicht notwendig) mit einer Sammlung bereits erschienener Kurzgeschichten des Autors entschädigt. Wenn Sie zwischendurch erfahren wollen, wie weit die Stiftung gediehen ist, schauen Sie einfach noch einmal in die Vorschau. Diese wird v.zt.z.zt. aktualisiert und gibt dann folgendes aus:

Stand 28.03.2020: 0,00

Vorschautext:

Ich habe schonmal etwas vorbereitet, um Ihnen die Entscheidung etwas zu erleichtern:

head

fluchten – fiktionen – eskapaden

lang

Dave ist dorthin geflohen, wo niemand mehr Urlaub macht und nur noch von Terroristen entführte Flugzeuge landen. In einem solchen kommt auch er eines Tages an und ist auf sich allein gestellt. Kinder sind die einzigen Wesen, die Kontakt zu ihm aufnehmen, mal im Guten, mal im Bösen. Anders als die restlichen Passagiere, bleibt er am Leben und findet Wege, in der :Vierten Welt:, wie er sie gewohnt war, zu nennen, sich zu behaupten. Obwohl der Abgrund der durchschrittenen Passage des :Reichs der Notwendigkeit in jenes der Freiheit: tiefer ist, als er sich je vorstellen konnte, versucht er, den Mensch, der er einmal war, dorthin mitzunehmen. Dämonen, denen er begegnet, sind nur die schwächere Manifestation dessen, was ihm an Gewalt entgegenschlägt, Hunger und andere Entbehrungen weitere ihrer Formen. Er wird nicht sterben – aber sein Leben hatte er sich anders vorgestellt.

fat

Der flüchtige Übergang von :Zivilisation: zu :Wildnis:, vorgeführt in einer Geschichte, die selten Antworten gibt auf die Frage: Wer bin ich, wenn ich allein bin? Ob, was das Leben uns bisher lehrte, in einer Welt nützt, deren Regeln wir nicht kennen, versucht Marlon Noy in diesem nur bedingt fiktiven, immerhin möglichen Ausweg, zu ergründen: Eine Welt, die wir meinen, zu kennen. In sie geworfen, lernen wir, dass nicht unser vorheriges Leben, unsere bis dahin gesammelten Erfahrungen, Kenntnisse, Fertigkeiten bestimmen, ob wir überleben oder nicht, sondern andere Menschen. Wie jedoch gelangt man selbst überhaupt erst in das Bewusstsein dieser Menschen, deren Lebensrealität einziger Anknüpfungspunkt zu der unsrigen nicht mehr zu sein scheint als eine SHELL FATA MORGANA am Horizont ?

meta

Marlon Noy, geboren 1989 in Sheffield, schrieb vier Jahre an diesem Debüt, trotzdem er vor zwei Jahren die Führung eines gut laufenden Molkereibetriebs übernommen hatte.  In seiner Biographie treffen englisches Landleben auf Dubliner Boheme, märkischer Landadel auf Humboldt-Universität, Bodenständigkeit auf Schriftstellertum (er ist Sohn des „Pulitzer-rewarded sports journalist and writers Todd Noy“, der 1992 spurlos verschwand.) Mit dem Förderpreis des :Carl Zeiss Fond: ausgezeichnet, wurden ihm mehrere Aufenthalte in Gegenden des Kontinents ermöglicht. Kurzgeschichten von ihm erscheinen unregelmäßig in der Sonntagsausgabe einer Dubliner Lokalzeitung..

stimmen:

Noy „gelingt es, die Lächerlichkeit für unvereinbar gehaltener Gegensätze zu enttarnen und Brücken zwischen der Wissenschaft und dem ländlichen Leben dort zu bauen, wo die moderne Literatur sich weigert, hinzuschauen. Wir vergeben diesen Preis in der festen Überzeugung, mit Marlon Noy einen jungen Schriftsteller zu fördern, der im Herzen und bei aller Begabung ein Bauer geblieben ist.“ Begründung der Jury zur Preisvergabe für :Das Beste Manuskript 2016 – Literatur in der Landwirtschaft:.

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es folgt ein ausschnitt aus einer der kurzgeschichten, damit Sie in der vorschau wenigstens vier seiten angezeigt bekommen um bis hierher lesen zu können.

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