Teil A: Der Anfang der Philosophen

I. HB-Gadamer

a. Wenn wir einmal verstehen wollen, warum wir gerade jetzt hier sind und nicht irgendwo anders, bleibt uns nicht viel, als den zu befragen, für den wir uns wirklich halten. Also, aber: wer sind wir? Wer sind wir jetzt, und hier wo ich mich und du dich jetzt befindest und in einer ungewußten Nähe dieser beiden Substanzen das, was sie vielleicht am Ort zusammenführt, den n. keiner von uns beiden ausmachen kann. Aber geben wird es ihn – weil es dich gibt und weil es mich gibt oder beide uns gab oder gibt und nicht einer von uns an einem Ort der nicht Ort ist sein kann. Dann nenne ich dir ein paar Koordinaten vielleicht einer bestimmten Raumzeit, relativ zu jenem einen Fixpunkt von dem wir uns aus bemessen wollten. Das ist: für mich der absolute Zeitpunkt, an dem ich diese Nachricht an dich verfasse und für dich kann ich nur jenen willkürlich annehmen, an dem du sie erhältst. Das sei an irgendeinem zukünftigen Tag, vielleicht, nein, ich sage: Dienstag, der 17. Mai 2011, die Nacht wird dauern 8h17min und Gustav Mahler hundert Jahre gestorben sein und du hast die Sonne nicht nochmal aufgehen sehen nach den natürlichen 8min19,6sec, die sie uns immer verborgen ist. Das ist dann ein Mittwoch, dann bist du sicher in der Welt; aber du solltest jetzt genau zum Sonnenuntergang wenn du eine Aufnahme davon besitzt seine X. Sinfonie auflegen und mir gut und ihm sehr gut zuhören, denn was in denhier 40.000 Wörtern sich ereignet, wurde nicht um vergessen zu werden geschrieben sondern es soll seinen Charakter für eine Weile erhalten.

Dein Zeitpunkt ist dann jetzt angenommen. Bist du dir über deinen Aufenthalt im klaren? Es gibt dich da wo du bist auch und nicht nur den Inhalt deiner Vorstellung über irgendeinen Ort, an dem du jetzt gern wärst? Gut, dann können wir mit der Lektüre beginnen. Zuerst habe ich Parmenides herausgesucht, wohl, weil vielleicht dadurch großes Unheil abgewendet werden kann: daß du gleich zu Anfang dich entscheiden müßtest, wem du Glauben schenken sollst, mir oder dem Literaten. Deshalb also eine erzwungene primäre Quelle, die du versuchen kannst zu verstehen. Danach wirst du auch dem Literaten anders begegnen und vielleicht ist es dann nicht mehr so wichtig wie deutlich jemand spricht sondern nur was er eigentlich sagen wollte, nachdem du ihn unterbrochen hast. So kommen wir zu den nächsten Griechen, die vermerkt wurden als Anfang des Denkens, dem Medium der Philosophie. Doch für heute hättest du genug gelernt, von allen Fragen befreie deinen Geist. Geh schlafen, Thomas.  

Ich stand aber wirklich dort: sah hervor aus einem Teeststrauch und schaute in meinen Buchenwald, an den Bäumen war Regen heruntergelaufen und die nassen Stämme voller Geschlechter blickten auf mich zurück als wärs in mir gewesen, daß ich grad versinke. Solln wir solches zulassen? Da waren Tränen glaub ich irgendwo n. und bevor es sie nicht heraustrieb würde ich einmal versagen wußte ich. 

So kommen wir aufs Land. Ich übte mit ihr das Farbenlesen. Zuerst der leise Regen, der sich von selbst erklärte. Über dem See stand eine Hälfte des Himmels grau und dicht, nach rechts hin hell, luftig. Von ungefähr vorn her das Gewitter und gegen die Bäume unter dem lichten Westhimmel sich abhebend die fast schwebenden Tropfen Wehendes, einfach nur heruntergewehtes Wasser. Zum Grund hin, zur leicht bewegten Fläche des Sees. Dort entstand die größte Farbe: paakkuunylla. nach dem regen, fast glattes wasser, die sonne eine baumhöhe n. über der waldkante. Der nächste Ton ist schon schwieriger, dafür deutlicher, klarer: pakasitta. nebel geht über den see unter der sonne hindurch. Dann, nur kurz zu hören, weil jetzt die Sonne hinter den Bäumen versinkt: tesantti. blutgefärbte wolken. Irgendwann Nacht, bald weite Nacht, durch die ich mit ihr verbunden war. Helle Flächen darin vom restlichen Licht, die sich von Tag zu Tag verkleinerten, je länger juhannus zurück lag. Und dann ein Rauchfeuer, das vorbereitet war, an der richtigen Stelle, Tabak rauchen zu lernen. Neu zu lernen, darauf käme es an, erklärte ich ihr. Als Mädchen sagte sie mir, daß wir heiraten müßten, weil sie mich so gerne mochte. Es lag in der Stimme, daß das ihre einzige Möglichkeit war, mich an diesen See zu binden. Auch wenn wir jetzt gemeinsam hergekommen waren und alle Wege gemeinsam liefen, bin ich es, wenn sie schläft, der n. hier sitzt und sie anschaut. Das bleibt als Blick in den schwarzen Waldstreifen erhalten, nur dort. Und wenn sie am Morgen aufwacht, bin ich es immer n., der dorthin kuckt. Sie läßt die Ahnungen gelten, die sich ihr von da ergeben. Ich möchte nichts mehr gezeigt bekommen, bittet sie mich, und: du vergißt, daß alles Kinder sind, die nach uns kommen. Also laß doch mich zuletzt sein. Wenn hier die Zeit vorüber ist und wir uns in der Stadt in Berlin wiedertreffen, wo ich wohne, werde ich bei dir zu Hause sein und du mein Gast. Doch sie kann mich schon nicht mehr sehen, alle Augenfehler ihres Drittel Lebens verstärken sich gegenseitig in dem Moment, als sie vom Feuer aufblickte mir zu. Ich saß aufrecht an einen Baum gelehnt und konnte hören, wie es nach ihr schnappte. Ich trank aus einem Becher Tee. Sie war das Leuchten und sie war auch die Insel, doch vor allem war sie Wald. Hier nicht, jetzt n. nicht, wo sie mich nicht sehen kann. Doch ich hatte mich schon nach ihr umgedreht. Ein Streifen Hell lag n. im Ausschnitt, dann bald nicht mehr, und es brach an die Nacht. Finnische Nacht, vielleicht, daß es dann nicht mehr hell werden würde, wenn ich aufwachte, damit mußte ich rechnen. Doch hier lebte ich. Hier ist des Säglichen Zeit. 

Erstens: sei es wichtig, die Wahrheit einer Aussage so lange nicht anzuerkennen als auch ihre Negation nicht ausführbar war. 

Zweitens: sei die Negation einer Aussage nur alsdann möglich, wie man mit den dieser innewohnenden Mitteln eine Funktion ableiten kann, die sie spiegelt, heißt: in ihrer Quantität verdoppelt ohne an ihr eine Qualitätsänderung vorzunehmen. Die Funktion muß der Form A=A gehorchen.

Drittens: Läßt sich mit A=A der Fall A≠A hypothetisch konstruieren durch Ersetzen einer gegebenen Variablen, so heißt das, die Negation ist in der Aussage A enthalten. 

Schluß des Posthumanismus: Handelt es sich bei der zur Erfüllung von Drittens ausstehenden Variable und ihrer gültigen Spiegelung um ein Paar kanonisch konjugierter Variablen, kann Erstens zu keiner Aussage verpflichtend werden im Sinne der Wahrheitskontrolle. Ihr unbestimmter Zustand h eröffnet die Möglichkeit einer sogenannten fuzzy logic, die chaotische Schlüsselzustände über einen – bisher n. eng begrenzten – Zeitraum aufrechterhält. Diesen auszudehnen hat sich unsere Wissenschaft zum Ziel gesetzt. Ein jüngerer Großmeister der Zunft, William E. Stockton, sah ein Zusammentreffen der vorgängigen Postulate und den Imaginationen der Zukunft für den Moment voraus, in welchem sich ergeben würde, daß der Zeitpunkt gedehnt erscheint (8min19,6sec). Wie man endlich und zu welchem Preis diese Vorstellung erreichen würde, ohne dabei einen totalen Kollaps allen geistigen Lebens seines Planeten und der ihn umgebenden Systeme am 21. Dezember 2012 zu verursachen, blieb ein Geheimnis der congrégation. 

Und außerdem: bloodbag galt als ein altes Partikularwort, welches unter anderem jemanden bezeichnete, der als letzter übrig ist, eine Schuld zu begleichen. Was der Ire nicht wußte, als er sich 2009 für die katholische Ehe zur Verfügung stellte: his wife to be has never been catholic as she always made him think. She was not. She had a certain gnosis of what might have created her world as well as la mienne. Mais il n’y avait pas de raison de croyer a cause de SELA. Wir hatten uns trotzdem eingefunden a.a.O. zur besagten Stunde für einen kurzen Abschied der mir bis da nur durch seinen Vornamen bekannt geworden ist. Es brennen Kerzen immer dort wo so etwas passiert, ob er es wollte oder nicht; sie sagen auch er sei ein A.techniker und es wären Umstände schließlich dazu gewesen, die so außerhalb seiner ihre Ursachen hatten, daß nichts, nichts, nichts nach seinem Tod n. irgendwie weitergehen konnte wie vorher. Es sei denn, man wollte diese 8 Jahre Leben auf der Straße als seines bezeichnen, das er so am Stephanstag 2009 mit einem schon immer vorhandenen Herzfehler in der Vorhalle des Bahnhofs Witzleben für alle sichtbar beendete. Ich glaub eher, es war das stechende neue Reinigungsmittel für die Böden der Stadtbahn. Aber jetzt brennen die Kerzen, Hubert!

Man sagte mir: Gehn Sie in ihr Leben zurück als wärs fremdes Leben, das sie da täglich führen und lassen das sie sonst herbeiträgt auf jeder kleinen Schwinge eines Vogels vor dem Tor draußen enden, vor der Hoffnung, vor der falschen Freiheit versprechenden Pforte und vor allen Dingen der Zeit die dir n. bleibt für den Schlaf. Denn der wird dir gemessen, gezählt, gewogen und zerteilt in die kleinen sichtbaren Einheiten zwischen Wachrausch und Wachtraum die dein Zyklus hier zeigt. Darum das Du und die gemeinsame Erinnerung.

Man sagt außerdem: spiel nicht mit den Schlangen, die Schlange ist ein verworfenes Tier, ein gefallenes Tier und wenn du Gefallen an Schlangen hast ist was nicht inordnung mit dir. Ich sammelte aber Häute die man mir brachte, trug sie und lange Zeit einen Giftzahn aus der Sammlung eines der Väter Freunde bei mir sowie andere geheimere Sachen in einem geschnitzten Stopfmopf in der Hosentasche. Wenn ich als ich den ersten verlor kurz nach Griechenland flüchtete vielleicht in der unheimlichen Ahnung mit ihm dort ein Stück Seele verloren zu haben das der Sommer in Asprovalta aus mir erzeugt hatte; flüchtete wohin ich nie von selbst gegangen wäre ohne von seinem Fetisch besessen zu sein: nach namenlosen Gewässern also; so ist wann immer jetzt die Angst auftaucht ich könnte sein Gegenstück, geschnitzt aus dem letzten Holz des Friedbergers von eben dem Baume der daselbst stand im Garten des Griechen genauso verlieren, sie ungleich schwächer und zwingt nicht zur Aufgabe der Gewohnheiten – mit einem Stopfmopf sollte ja gestopft werden und nicht geschrieben, oder? Siehst du, und deshalb wenn ich nach ihm suchen müßte würde ich nach etwas anderem suchen als früher. Aber glücklicherweise hat er mich ja w.gefunden und war schon als zum Stab erstarrte Schlange längst zurückgekehrt bevor von dem endgültig in magischem Harz gefertigten Werkzeug ich Gebrauch machen mußte.

Wir begaben uns seltsam in jene Wortenreiche der Vergangenheit und merkten selbst, daß die Archetypenlyrik wie wir sie kannten nicht das Richtige war unsere Zustände über das Niveau der Gelegenheitsdichtung hinauszuheben. Was fiel uns also ein? Die Dichtung mußte etwas anderes heißen als das Geschaffene um als Schöpfung zu bestehen. Das brachte mich auf die Notwendigkeit der Erlasse… und ein Teil jener ist hier zu lesen als sogesagte Inhaltsangabe der Musik zur chemischen Deutung. Was ich auch darüber zu schweigen vermochte, eines hat sich sicher übertragen: ich bin nicht mehr ausgegangen und habe stattdessen in diese Blätter hier meine freien Abende gesteckt, die nun kaum daß ichs merkte selber von mir ausgehn als wärens meiner Kinder Kinder die sie in die Welt entlassen. Dazu das Geleit habt ihr nun gelesen und wir werden an dieser Stelle der Schrift den Vorrang geben, die sich ja schon ereignet hat im zuletzt gelebten halben Jahr seitdem ich von F. zurückkam. Die Chronologie ist nur Verwirrung, Zeit ist eine menschliche Kategorie; für den Stein den ich mitbrachte hat sie keinen Wert und daß ich einmal ein Stein zu sein anstrebte hat sich n. nicht ergeben, lasse also hiermit den Tag enden dafür, daß morgen der nächste kommen wird und seine Geschichten die des nächsten sein, der immer erst morgen kam.

Die Stelle hatte ich markiert, wo sie in den Wald verschwunden ist; ein kleiner Gingkobaum, der mir jetzt immer n. den Eingang zeigt. Da mußte ich hinein, wenn ich zu ihr wollte, versuchte es mehrmals. Aber ich bin lange nicht dort gewesen. Es gibt keinen Weg, keine Richtung, die ich einschlagen kann. Nur, daß der Schritt von draußen nach dem Dunklen getan wird, von einer Seite in die andere, dann langsames wiedersehen mit den Nachtfalteraugen und etwas öffnet sich, ich habe es schon erwartet. Ich kann ihr Raucharoma riechen im Haar, das sie mir wie eine Glut entgegenhält, wo bist du gewesen. Im Wald, nur im Wald und in die Bäume geklettert, wenn ich Angst hatte, oben sah ich über die Seen und jeder See hatte seine eigenen Geister, die nachts darauf entlanggingen von Stein zu Stein, von Seele zu Seele. Dann raucht es, weißt du, das rieche ich. Es ist, als wenn der See atmen würde und tief unten ist Feuer. Vielleicht ist es wirklich so. Es gibt eine Legende: Der Fürst verbannte seine jüngeren Brüder in die sechs Weltgegenden der Alten Zeit. Einen in den Norden, einen nach Westen, einen nach Süden, einen nach Osten, einen in den Himmel und einen unter die Erde. Weil aber die Schwester der Sieben sein Wohlwollen hatte, erlaubte er ihr, Zuflucht in den Wassern zu suchen, die die Reiche miteinander verbanden. So geht jetzt die Sage, daß in jenen Nächten des Landes, wenn die Sonne nicht mehr untergeht, die vier Himmelsrichtungen der oberen Welt mit der Unterwelt vereint sind, weil die geliebte Schwester vom Bruderfürsten das Versprechen erhalten hat, so lange nicht die Wasser hüten zu müssen, wie sie nicht in sie eintaucht. Dann verlassen überall ihre Gesandten die Seen und das Meer, um auszuströmen und die Nachrichten zu überbringen von einem Bruder zum anderen, die sie gesammelt hat. Und das Feuer steigt der Erde durch das Wasser herauf und verteilt sich mit dem Wind in alle Richtungen an den Himmel, bis die Sonne schließlich unter dem Horizont verschwindet. Deshalb hören wir in dieser Zeit alle möglichen Stimmen und sehen manche Geister über den Wassern aufschweben. Deshalb ist Gesang überall im Wald und in der Nacht, weil sie nicht schweigen muß.