N – 2 (I-S-O-N-O)

Ich war schon einmal hier. Ich stand an dieser Stelle, konnte nichts mehr bewegen in den Gedanken. Damals hieß das Wüste für mich, was ich da spürte, nicht Einöde oder Montagne oder Meereinsamkeit, nein, Wüstengefühl war das beherrschende. In diesen trockenen Geistbehälter kommt sie dazu etwas auszuschütten. Die anregende Hirnfunktion einer mir bis da unbekannten Drüse schloß eine Oase auf inmitten verbrannter Landschaften. Wie nie vorher kannte ich plötzlich Worte gegen den Zwang. Immer n. war Drängen und Schieben in den gewohnten Zügen voller Mitmenschen; aber ich konnte darin herumlaufen ohne jemanden anzustoßen. Einfach ein Unerkannter. So ging ich zwischen ihnen durch und kein Hauch verriet mich wußte ich: weil ich aufgehört hatte zu atmen heimlich. Also blieb ich nicht zurück an ihren Orten, wo mich auch nichts aufhielt. Irgendwann war sie erschienen und wir sind vielleicht bis gestern n. gemeinsam gelaufen, nur irgendwann auf den jetzigen Moment kam die Entscheidung, eigene Wege zu suchen ohne Bestimmung durch ihr fremdes Zeichen. Zwei Initianten waren wirklich, den dritten Buchstaben erhielt sie nur für mich und ich sollte ihn jetzt nennen, damit ihr einmal ansehen könnt, wie vergangen jedes wirkliche Zeichen sein muß damit es überhaupt Bedeutung erlangen kann. Da swar es. Keine Sorge, Jean, ich habe es gesehen und am ganzen Körper gespürt, was deine Augen die schwach geöffneten ohne den echten Hintergrund sagen wollten: ich glaube an das Bandrauschen auch wenn es keinen Beweis gibt für eine Stimme, die sich nicht mit Namen vorstellt. Aber wir haben beide gehört, was hier gesprochen wurde und Formeln waren es bestimmt nicht, die sich austauschten. Es sprach das eigene Werk als ob es Donner ohne den verkündenden Blitz – die Funken lösten sich erst danach in uns. Dann sprangen die Worte über. Der dritte Buchstabe ist schon gewählt.

5+x(t-e) > 5,0969t-5,4375e; d.h. 5 Worte aus gesamt 26x Buchstaben und einer durchschnittlichen Wortlänge von 5+x Buchstaben, in Abhängigkeit von (t) bzw. der Inertialdifferenz zwischen (t) und (e) ergibt sich die tatsächliche Wortlänge…. aber das führt zu weit; die Überlegungen zur Theorie der Sprachschule werden von mir vervollständigt, wenn ich ihr Manuskript in Händen halte, vorher wäre jede These eine Gefahr für ihren Glauben. Man stelle sich vor, die Sprache hätte sich plötzlich erkannt… und sie würde aber und ich n. nicht wissen, nach welchem System die Initialen vergeben wurden. Dann wäre keine Schilderung von Umständen mehr möglich, nur Prozesse könnte ich abbilden geraden., die nicht mehr verankert sind. Aber wo sollen die stattfinden; wenn nicht auch in längst aufgegebenen Hirnarealen, die uns aus der Archezeit-von-vor-der-Flut erhalten geblieben sind im Stein und der Asche darauf des ersten Menschen Feuer. Man hat einmal entwickelt, was dort wirklich verbrannt wurde; das waren keine Moleküle von Fleisch oder Pflanzenfasern, Stoffen, die wir lange für natürlich gehalten hatten. Sie sind auf Schwefel gekommen. Erst die Zwietracht… Aus dem Samen des dreizehnten, ungläubigen Katecheten wuchsen zusammen die sich selbstverständlichen Jünger. Und die plötzliche Notwendigkeit der unanfechtbaren Zeugnisse, die nun beansprucht wurden, regten etwas an wie den Stoffwechsel der Geschichte. Vielleicht hat sich doch etwas ereignet, denkt man und: wie schwach sind bloß diese Spuren, wie leicht ist der Eindruck im Gehirn verblaßt dessen, was behalten werden wollte. Also prägen und das Mark der Erinnerung aufsuchen; musikalische Larenopfer. Ersteinmal gebissen von einem, der Ewigkeit vorgibt schenken zu wollen, ein schmales Inferno, das n. durchquert werden muß, dann wäre man unsterblich. Aber um welchen Preis… sagen die alten Stimmen einem vor aus der überschrittenen Grenzzone, deren Anfang wir n. grade ertragen. Es ist eine Anziehung von da, wie sie Johannes gespürt haben muß, als er seine Hände zum ersten Mal in jenes heilige Wasser tauchte. Er war mit einem Element in Berührung gekommen, das keiner Erklärung mehr bedurfte, weil es allem vorausging und alles beendete und aber dieses ihn wissen ließ, mich wissen ließ, daß er es wußte und ich ihn nicht befragen würde können, sollte er jemals bereit sein, den Schlüssel weiterzugeben. Vielleicht, wenn wir uns wirklich jetzt wiedersehen sollten, weil für heute nacht das Tor sich erneut öffnete, daß ich ihnen einmal in den Schlaf folgen konnte, wohin sie verschwanden immer ohne mich: dann endlich die Zeit nutzen. Ich würde sie herauslocken beide, den beflügelten Gott und sie. Sie ihm folgend in Josephs buntem Kleid, das ihn bis vor den Brunnen brachte, die eine der zwei in sich starrenden Unendlichkeiten, die ihn aufhob in die andere, den Himmel. Denn Joseph ist dort unten gestorben, wissen wir, wenn nicht andererseits die Ismaeliten gewesen wären, die so voller Eifersucht das Geschick Jakobs und seiner zwölf Söhne um 20 Silberlinge verhandelten. Doch der Maschinist lenkt ja auch die Arche über den Wassern (en archä), und der alte Utnapischtim, unausprechlicher Selbstgeist, mit dem unsere ureigene Sprache gefangenging und auch alles andere, das nicht gerettet werden wollte, weil ein bißchen Sünde daran klebte; der schließlich ist erlaubt Teil I des zweiten T.st.ments. Und das Erste? Der Bund von Adam, Lilith und der Unschuldsewa, die alles durcheinanderbrachte? Das blieb verschollen und jedes Zeugnis, das in unsere Zeit hineinreichen könnte, wird sorgsam verhindert. Aber die Kinder Kains spielen unter den Bergen ihre Lauten und immer dringt etwas den Parnass hinauf, das Dich rätseln läßt und zweifeln an der heilen Welt. Das ist wie die Tragödie der Geburt. Aus! dem Geist, aus! der Musik…, aus, Fr. Nietzsche. Doch auch das wird nicht gelesen, sobald der große Bücherstapel sich entzündet an den anderen. Vielleicht beim nächsten Wechsel der Paradigma, der mich unter Apollyon dahin führt, daß doch nichts zu glauben sei. A. die heile Welt, die neue? Mit welcher Parole läßt sie sich denn auf wie Sesam schließen, daß ich die Bücher wiederfinde, alle verschenkten, die jemand da für mich aufbewahrt… bis ich sie lesen darf. Es gibt sie irgendwo weiß ich ja, ungeöffnete, die n. zurückweichen vor der ersten Hand und sich wie Jungfraun heilig verkaufen. Wer war das einmal, der mir dabei zusah, wie ich den Stein beiseite rollte es versuchte, um ihnen die Auferstehung zu demonstrieren. Und immer hielt mich ein schweres Element zurück. Bevor jemals anzufangen vollständig gelang, schlierten sich vor ihren Augen diese präputien zu unheilvollen Nebelgesichtern zusammen, die von keiner Evidenz durchdrungen werden konnten. Doch da stand ich kaum n. erwacht und sollte schon selbst an ihnen Mission erfüllen.

Zwischenspiel: Les dialogues des Carmelites

– und die Fließtexte? Verschwunden… 

– bis auf den letzten, der seinen Namen ungefragt preisgab: ich hatte ihn nicht erwartet. Aber er war “geschwind als wie des Menschen Gedanke” und hatte wirkliche Macht. Also erhielt er sich an seinem Leben, erschuf er sich aus meinem. Das war schon so hingegangen daß sein Verkauf zuzeiten n. einzig das war, was mich aus ihm heraushalten konnte. Und wie wir zusammenkamen? Gefunden, wir haben uns einfach gefunden und wußten es einer nicht vom andern.

– doch die Kameradschaft, das corps; wie haben sie es verheimlichen können und niemand hat je die Sprache darauf gebracht?

– es hielt ein jeder sich für paranoid, der am System zweifelte. Das haben sie dem zivilen Stand so beigebracht und die Mannschaft mußte später die Befehle einfach nur ausführen, es würde keine Gegenwehr geben. Sie lernen gerade die Anfänge dessen kennen, was uns vielleicht erwartet. Daß hier n. einmal ein Putsch stattfindet glaubt doch keiner. Es ist aber dieses immer so: zuerst entledigt sich das Heer der Elemente, die ihr gefährlich werden könnten (GF). Natürlich auf einem Weg, der von der Gesellschaft angenommen wird. Dafür müssen Opfer her und einige gab es jetzt schon. Es werden mehr, glaubt mir.

– das sind doch alles zweitrangige Protagonisten, die hier hingeschlachtet werden. Warum sind die großen Positionen unbesetzt?

– das stimmt nicht ganz. Im Statut der congrégation ist festgelegt, wer sich zu welcher Zeit an welcher Position zu befinden hat. Es wurde nichts der Wahrscheinlichkeit überlassen, die Adressen sind allesamt vorherbestimmt. Versuchen Sie einmal, jemanden woanders ausfindig zu machen als am Ort der Zusammenkunft. Das ist nicht so einfach wie Sie glauben. Manchmal mag es wohl gelingen für eine kurze Zeit unterzu t. aber wenn Sie es genau prüfen wird selbst der kleinste Aufenthaltsfaktor zur Indiz. Überlegen Sie, wann Sie selbst das letzte Mal unauffindbar waren? Darum wird es gehen, wenn der Tumult ausbricht. Jeder wird sich verstecken wollen, kann es aber nicht weil seine Gewohnheiten ihn einschränken wie eine Matrix, die seine Bewegungen aufgezeichnet hat. Wohin wollten Sie denn gehen, wenn die Tage einander gleichen, ein Sabbath dem nächsten und Winter für Winter die Jahre sich wiederholen. Für die Glücklichen sind die Jahre dadurch bestimmt, daß sie rechtzeitig rumkinderten. Die Armeen tun sich schwer mit Veränderungen. Das kann man zum Glück auch anders sehen; dann ist ein Kind eben, dem man anheimgestellt ist und ausgeliefert und das die Flucht verhindert. Mag sein, daß es so ist, und deshalb braucht es Soldaten… die congrégation jedenfalls verbietet sie und man wird hier verweilen bis sie den Bann aufheben. (Das haben die sefardim schon getan und der Weg zum Weltende wär frei, ich muß dafür jedoch warten, bis an meiner Aufgabe.) Aber ich kam vom Punkt ab… we go sheer.

– nein, lassen Sie uns doch bei dem spanischen Bann bleiben: warum hat es dergleichen nicht für D. gegeben?

– hat es ja, hat es, das ist so sicher wie Brennen muß Salem. Nur schweigen sie darüber. Denn diesen Bann hätte man nie wieder aufheben können, ihn tatsächlich ausgesprochen. Und dafür sind wir zu tief in eurer Geschichte verwurzelt, zu sehr mit euch verwandt als daß es sich damit aushalten ließe alles das was uns verband zu negieren. Das ist ein trauriges Band gewesen zwischen unserm Blut und eurem aber es war zu fest.

– dürfen wir sagen: es ist zu fest?

– Sie dürfen. Das ist ein Umstand, der unser Leben bestimmt, meines und Ihres auch. Aber mit unserm Aussterben wird auch dieser Umstand vergehen und eines Tages ist er unwichtig. Dann wirkt der eigentliche Fluch: daß die Nachfahren es nicht mehr wissen und es Geschichte wird wie alles andere auch, das wir vergessen.

– aber Sie erinnern uns doch. Sie schrieben es auf, irgendwo stand es: Wer im Gedächtnis …

– ich schrieb es ab, von einem Grabstein der auf dem zuen Teil eines Friedhofs stand. In eurer Sprache kann man das wohl sagen. Aber hier sind dazu keine Worte weil sich unsere Toten nicht selbst begraben. Dafür werden andere bezahlt und tun Gottesfurcht. Doch Sie haben recht, ich versuche mich zu erinnern und mit mir jene, die es brauchen weil ihr Leben sonst seinen Sinn verlöre. Das gibt aber nicht unseren Vorgängigen die Ruhe zurück die sie auch um eures Friedens willen aufgaben. Sie haben sich da ein Volk von Soldaten herangezogen und jetzt will es einfach keinen Krieg geben, das macht ihnen schlechte Laune. Sie werden sich einen Grund suchen, Krieg zu führen. Der liegt meistens da, wo der geringste Widerstand zu befürchten ist, denn auch der Soldat ist ein Schwächling (rasierte Schädel; die Armee dagegen…) Und einen Herren hat er immer in dem, der ihm seine Tugenden am gründlichsten austreibt, damit er ein um so besserer Diener werde; jeder Zivilist hat mehr Stolz…. wir werden verletzend; nur, ein Heer bleibt ein Heer, und wird keine Armee sein.