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Vielleicht haben wir niemals genug gesungen und die Lieder blieben offen, die dir im Schlaf begegneten. Aber die könnte ich ja nicht hören; Musik ist selten in den Träumen, jemand, der darin geschult ist vermöchtesie sich herbeizurufen, ich bin es nicht. Gerade durch das Gebet (die nonem) gelingt etwas wie: sich an das erinnern, was irgendwann mal eine Melodie war. Und in diesem halbwachen Zustand leide ich dann auch genauso als wäre ich n. in jener Klause eingesperrt, die mir das Lied erfand in die Schweigezeit. Doch das sind nur ein paar Minuten am Tag, die markieren den Scheitelpunkt der alten Feindschaft zwischen dem Leben und der großen Arbeit, die ich manchmal so deutlich spüre. 

Wie jetzt, weite Nacht steht in unheimlicher Offenheit: nicht für mich, nein, ich schreie nicht für mich. Also alles geben, was man hat, auch wenn sich nichts erhält. Alles geben und in den nonem darum bitten, daß es irgendwo ankommt, und nützt. Denn wenn man es einen bedrängen zuläßt und hinzuschauen gestattet, erhebt es sich über sein Los und wirkt fort: auch über das Ende hinaus, das ihm von Tod, Krankheit oder Vergessen bereitet schien. Hier wäre des Säglichen Zeit. Langsam erhalten alle die Dinge ihre Namen zurück, mit denen wir sie zu rufen pflegten: vor dem Tod, vor der Krankheit: dem Vergessen. Also rufen wir sie einmal, das waren: der See, der Wald, der Marktplatz, das Haus, das Boot, das waren: das Wasser, die Fische, Bäume, Pilze, ein Hund, Felsen, Tee, den ich trinke und darüber: Wolkenstarre, Wolkenwehen, mächtiger und schwache Regen, Sonnen jeden Abend und der Tag, der nur fast verschwand. Aber es hatte sich nichtdarauf verdichten lassen, das sieht man in drei Jahren.