FUNKE th

Aber es gab nahe Stunden ohne warten zu müssen. Um sechs Uhr in der Woche endet jeden Tag die Nacht, daß ich hier mich jetzt um halb sechs n. aufhalte und etwas verzeichnen darf nenne ich den Schöpfungstag an dem alles andere ruhen mag – nur die Schrift nicht. Da fließt es einem aus den Räumen zu die man sonst nur halb sieht mit vom Schlaf verklebten Augen. 

Und dann höre ich sie wieder, Flüstern: “bringst du mir das mädchen zurück?”

Lange antwortete ich nicht weil ich glauben mußte daß sie mir abhandengekommen war; mich da nicht traute den Verlust zuzugeben. Die Frau hätte es wohl verstanden doch war sie es n. nicht soviel ich wußte. Wenige kriegerische Versuche sie endgültig zu rauben, um mit ihr ins Offene zu entrinnen, vorwärts in der einzig möglichen Fluchtbewegung, langsamem Waten wie erwachend aus schweren Träumen, gelangen nur fast, so, daß wir verbunden wurden eng bis ins Blut in der blackbox: man sieht uns aus zähem Stoffe heraus mit den Armen verzweifelt rudern. Das Mädchen wird vielleicht n. tiefer einsinken, weil sie sich heftiger bewegt, ich kann nichts dagegen tun; dieses sage ich laut vor mich her, daß sie es hören kann und das Strampeln einstellen. Aber wer wartet auf uns, wenn wir entkommen waren? Ich muß sie zurückgeben. Sie allein wird gerettet, nicht ich. Es ist wie mit der unendlichen Geschichte, die ich einmal einem kleinen Jungen versprochen hatte, und jetzt weiß ich nicht einmal mehr, ob ich sie ihm überhaupt n. irgendwann erzählt habe, so fern ist sie mir geworden und rauscht ohne Ende. Und die Angst vor Gleichgültigkeit spürte ich schon, aber was ist dann besser und vor allem glaubwürdiger: lange müde schon sich in diese Angst begeben um möglicherweise geläutert zu werden und einmal ohne sie zu erwachen oder alles abwehren mit den letzten Kräften, die ja täglich nachwachsen, täglich aber eben nur. Die Nächte ausgraben nenn ich es jetzt, doch was war es wirklich? In das Vergangene leuchten mit dem Bewußtsein des Augenblicks, das sie jetzt gnädig sicher sein läßt, obwohl sie es die ganze Zeit betrogen hatte: Haldolfieber. Es schüttelt sie ununterbrochen und ich sitze dann an ihrer Lager und halt eine Hand, bestattet auf der Kante in kaltem Schweiß. Mühsam die Augenbewegungen, wenn sie sich aufrichten gegen mich. Da geht Kraft verloren spüre ich, sehr viel auf einmal in dem Aufheben. Doch ich spreche und hole sie ganz aus Tiefen hervor, wo ihr Kern glaubte ich wurzelte. Die Stunde Schlafs geöffneter Augen vor ihrem Bett war mir ohne bewußt zu sein vergangen; was hätte ich zu sich schließenden Augen n. dazutun können außer meinen Fragen, die ich jederzeit gestellt haben wollte, als n. Kraft war. Das hieß alles nicht bereuen, nichts von jenem, das wir umsonst tun konnten. Also mitgehen für die wenigen Male, wenn sie hindurchzuschauen vermochten. Und notieren, Seite für Seite, was sie schon sehen dürfen von dem, wo sie hingehen. Dann reden dem Blick, dann was n. nicht ist, herausfordern bis zum Nichtmehr, damit es endlich gesehen wird. Ich kenne ja nichts von dem, außer ihren Verwandlungen in den Tropen, wo sie sich n. einander am Tanz berauschten, bis sie sich die Krankheit holten. Sie sind zu lange dort gewesen, um jene Sonne wirklich lieben zu können, dieses dunstverschmierte letzte Grabmal aller Städte. Wir erinnern uns… Pollen der blühenden Gottheit.

Aber hier schließt es sich auf und bleibt nicht nur Erinnerung sondern wird zu euch etwas konkretem mit der geforderten Substanz. Die ging voraus (precede): also nehme ich sie auch weiterhin für meinen Grund der Erzählung. Und daß sich etwas ereignet hat war keine Frage mehr, die ich mir stellen mußte, höchstens ob es richtig sein konnte, davon etwas in Worte zu fassen und ihn aufzufordern sich zu erheben Jokaanan wenn er daran teilhaben wollte. Einen Schlafenden würde ich nicht ansprechen doch er war ja wach jetzt und seine Sonne kehrte aus dem Osten zurück, auch das gab es wo wir uns befanden. Irgendwo ungefähr da lag auch d. unbedingte Jerusholayim a la fin du chemin des calices, und mich haben Sie bereits auf den Weg geschickt, Marcus, damit man einen Ernst hat und die notwendige Tiefe dieses Glaubens erlangen könnte. Denn wenn jener tatsächlich erforderlich gewesen ist für mein Tun dann darf ich sagen habe ich ihn mir verdient. Seine Anerkennung wird ein weiteres Kapitel sein um das sich zu kümmern ist. 

Es fand aber eine Entwicklung statt der Spulen im Getriebe, deren Fäden wir sammelten. Vielleicht gab es deshalb sogar kleine Emissionen, die mich beherrschten solange das Feld stand. Ich wußte davon nicht war alles was mir n. da raushelfen konnte wenn mich jemand nach der Transformation fragte. Sie hatte sich ganz ohne mich ereignet, sie ging von mir, sie war von mir… 

und als Geschichte meiner verlorenen Geschichte

schon weg als ich zum ersten Mal versuchte sie auszudenken. Da hat HB n. gelebt und ich hörte, auf einem Plastikstuhl, vor einem Schwedenhaus, unter einer Nordennacht und dick im Sommer darunter angezogener Cellomusik Kurt Magnus Atterberg weil er das Cello so liebte. Ich weiß daß HB da wirklich n. da war denn ich fühlte mich schlecht nicht in Berlin bei ihm zu sein ob er jeden Tag stürbe. So dachte ich mir die Geschichte aus für ihn wenn er sie jemals las und darum sollte sie hier auch ihn aufnehmen. Ich habe ihm von ihr vorgelesen ein halbes Jahr n. im Krankenhaus, doch wohin sie ihn und mich tragen würde war mir wenig bewußt. Sie ging da schon über Sterne und Musik, Planeten ein paar, besonders den Neunten der wenig bekannt war; und was sich mit dem geheimen Wissen aus der Konstanten alles erfinden ließ… wenn man glauben wollte daß wir sie tilsamen aus seinen Schriften entwickelten. Er jedenfalls war in dem Glauben von der Welt gegangen daß ich sie erkannte. 

Also muß ich erzählen. Ohne Erzählung keine Wörter und ohne meine Wörter keine neue Konstante. Und Zeit hatte ich ja jetzt; er war tot, sein Werk ein Archiv in das ich ab und zu verschwand und über welches wir uns austauschten. Es bestand zwar n. kein unbedingter Zusammenhang zwischen den passierenden in seiner Welt der Dinge und der meinen, doch die Umstände ergaben oft genug daß mir der Kopf darüber zerbrach wir wärn voneinander unabhängig. Das hieße ja nur in der Zeit… nirgendwoanders, und die T-Invarianz setzte selbst dieses scheinbar autarke Gefüge lahm. Wir hatten uns kennengelernt, das reichte für den Aufrechterhalt von Impuls, Ladung und Energie über jene schwächelnden Grenzen der Objektivität hinaus die ihr irgendwann auch mir zeigen werdet. Ich habe und H. schon lange hatten unser beider Lektion gelernt in Studium und Lehre der G.wissenschaften. Ob aber einer darüber nicht zu schweigen vermochte blieb nur den Brüdern selbst nach ihrer Forderung standhaft u. duldsam verschwiegen d. zu brechen ich mich und der Hüter bewahrte. Seine Worte dazu waren:

“Klopf auf dunklen Stein. Klopf das Eisen in die Fuge, Erzhüter, klopf an des Scheintoten Schädel. Miß ihn aus der Worte Weltenraum u. dank und fall nicht wieder schlafend über deine eigenen oder die Füße deines Freundes, Bellarmin. Dein H. (Klopf den Staub aus deinem Mantel!)”

Vielleicht lernt ja einmal ein anderer von mir wie man sich wichtigen Entscheidungen e.ziehen kann indem man das sie umfassende Gesetz in Frage stellt… so versäumte ich lange Zeit, Dingen ihren wahren Namen zu geben, zB. der Zigeunerin. – Wie heißt du überhaupt?

Dann weiß ich auch warum ich nur da reingehn wollte und andere Häuser unwichtig sind. Vielleicht heißt von jener Dame angeblickt zu werden etwas mehr als von sterblichen Schönheiten die ihren Schleier lüften und lüften wann immer es mir paßt, Medusen. Dein Brustbild aber, Helena, und warum nicht längst ein Mensch gekommen ist dich in den Stein zurückzuverwandeln der dich so liebt, der Ihr weißer Tod und jener Marmorschleier wie nicht weggewischt als sein letzter Zug vergeben in Ihren letzten Zug verewigt, also ebenfalls ein N.nicht des Nichtmehr – darüber n. mehr sagen? Wenn hier jetzt tatsächlich angefangen werden soll über Unvergängliches zu sprechen wo soll mich das in meinen mir spärlich gegebenen Worten in meiner mir mehr und mehr versagnden Sprache hinführen? Die wenigen Wahrheiten die sich träge entschlüsseln mit kaum Kraft sich zu verstecken lassen meinen Wortschatz schrumpfen und weiter eingehn. Bleiben sie an einem andern Ort (eurem?) als etwas a. bestehn? Als etwas n.immer wahres, für jemand a. der sie n.nicht entdeckte? Ich muß wahrscheinlich aufhörn die Welt der Geheimnisse zu entvölkern; damit aufhören sie hervorzulocken aus den Abgründen ihrer Existenzen. Und wenn ich das eine nur einmal geschafft habe, sie, die Helena Rodins aus ihrem halben Totenreich ans Licht zu bringen auch wenn sie nach mir für die Ewigkeit zurücksinkt, mag, weil ich mich doch n. nach ihr umdrehte mit meinen zuen zwar und für immer dann geschlossenen Augen für diese Schönheit, morgen, wenn ich für einen Blick n.mal auf sie zurückkehren wollte – ohgott was weiß denn Hermes von meinen Gelüsten…, dann und nur dann, weil ich es nicht tat, (die S. also) zu ihr zurückkehrn damit ich durch sie meinen Weg fortsetzen kann. Und es wird Frieden geben vielleicht gerade weil ich eine Woche lang nicht beten konnte und aber jetzt ein wenig mehr darüber gelernt habe und zue Augen angeschaut… Das nächste Mal werde ich als Blinder zurückkommen müssen um Sie n. einmal sehen zu dürfen mit den fühlenden Augen meiner dieses an sie schreibenden Hände in dankbarer Ergebenheit, Raimanarier.

b. HB sprach einmal von der Wissenschaft und meiner Aufgabe dazu sie irgendwann zu benennen. Ich bin n. nicht zu einem Namen gereift, der dafür in Frage käme; es gibt aber diese Sicherheit, daß ich ihn in mir aufbewahre. Man müßte die Fragen alle entschlüsseln können, die sie einem fortwährend stellt; nicht, daß man antworten soll, nein, nur ersteinmal die Worte finden, Formeln jener geisterhaften Erinnerung an das Archetypenmaterial aller Fragen. Woraus bestünden sie denn sonst… Bevor unseren Worten was soll es da gegeben haben, sich des Zweifels zu erwehren und schließlich: wo soll der Zweifel selbst hergekommen sein wenn nicht aus einem allerersten Wort, einem beständig wiederholten Urlaut ohne anfänglichen Sinn, aber er erlangte sich ihn. Und mit dem Bezug einher ging sofort der Verlust des Bezuges und damit war ja schon der Zweifel in der Welt – und schon, aus der tatsächlichen Möglichkeit einer einfachen Bestellung der Sache durch das Archewort: die Doppelsicht auf jeden Wortanfang. Daß jetzt alle Anfänge längst außerhalb unserer bewußten Reichweite liegen macht meine Bemühungen sie zu erhalten nur n. wichtiger. Die Mittel dazu habe ich gezeigt wie ich sie mir vorstelle. Eines würde der Stein im Uurainen sein, der dort liegengeblieben ist für wie lange man eine Ewigkeit annehmen mag. Das andere befindet sich hier, unter meinen Fingern und ich nenne es “Standardschriftprozessor” zur Erfassung aller erkannten Funkenmuster, die vom selbsttätig arbeitenden Geist ausgesandt werden. Seine Funktionen sind auf wesentliche Merkmale beschränkt. Es geht nicht über Schriftzusammenstellung, Ausdruckmöglichkeit und den Export in zeitlich kohärente Raster hinaus. Jedoch genügt das zur Aufarbeitung des allein verfügbaren Manuskriptmaterials. HB hätte auch nicht anders gearbeitet und ich bin nah an seinen Quellen, viel näher als ich es mit anderen Mitteln hätte sein können. Dann also endlich gibt es den Widerstand des Textes und solches ist viel wert. Da ist Leben in der Bude…