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Wir haben schon einmal das Ende vermutet: da sah es aus, als wären ihm die Gedanken abhanden gekommen, doch nur, um schließlich die verlorene Zeit zu konstituieren, nach der wir kurz auf der Suche waren im vierten Teil und sind darin bis cinque gekommen. Das ist n. weit zur Grenze der 5, die wir angestrebt haben und also sind wir immer n. unterwegs. Aber die Gedanken haben wir eingeholt, sogar obwohl wir nicht über ideale Leitungen verfügen; die vorgegebene Geschwindigkeit reichte vollkommen. Und so fing er jetzt an uns zu erfühlen, seine ausgestreckten Sensorfinger strichen über die verbliebene Haut, stockte an den Nahtstellen und beruhigte sich. Ich beruhigte mich, traue ich mich jetzt zu sagen und nenne einen (meinen) Namen. Das war Seamus, der zu uns sprach über die Lautbildung durch die statistischen Vokale. Zur Veranschaulichung habe ich ein paar Blätter seiner Hybridtheorie in meine eigenen Entwicklungen mit aufgenommen. Wenn er n. lebte, könnte ich ihn um Erlaubnis fragen, er ist aber zwei Wochen nach dem unvermeidlichen Tod von H.B. am 24. November 2006 zusammen mit diesem beerdigt worden, ich hielt eine Hölderlinlesung zu seiner Erinnerung die er sich gewünscht hatte. Nichts mehr, nur Hölderlin. Also tat ich es und das gab mir dann auch einige Sicherheit, mehr als es ein weltliches Andenken getan hätte. Die Reden waren ja alle geschrieben, vertan für lange Zeit im voraus und wollte ich eine wirklich gute Totenrede einmal halten, hätte ich schon längst angefangen haben müssen mit der Niederschrift, bevor vom Tod eines jeden der n. für mich zu sterben hat überhaupt zu reden sei. Wen soll also dieses Los treffen? Q wie Questionmark. Und schon ist er wieder weg, den wir kurz beobachten konnten am Monitor. Seine Zeichen sind ersteinmal völlig unverständlich, nur, daß er sie uns gibt, läßt uns darüber nachdenken, was sie zu bedeuten haben. Gehen wir zurück: Seamus G.F. starb damals… in irgendeinem Waldstück? in einem ertrunkenen See? ins Meer gefallen? von der Brücke gestoßen? Etwas mußte passiert sein dergleichen und Ich schrieb also was ihn am Graben hielt, nachdem sie dem Guhl hinterherliefen zum neuem Gras, das kann gemäht werden, solltes zu hoch. Aber ich nicht. Darum laß ich mir schnell einfallen wie: Nachdem es Gott dem Allmächtigen gefallen hat unseren Bruder die Milchschwester meiner Geburt also rufe ich zu mir, denn siest das einzige Kind, das diesem absurden Theater vielleicht n. folgen könnte ohne dabei mich verleugnen zu müssen, weil wir schon zweijährig in dem Bewußtsein auseinandergingen, gut füreinander gesorgt zu haben. Aber so geht es nicht, das sind protestantische Floskeln. Sie braucht einen anderen Anfang, wie: Lassen Sie mich ein paar Worte n. sagen, bevor Sie alle dem Tod die letzte Hand reichen. (Hoch:) Es mag nur eine Hand voll Erde sein oder eine Blüte, die Sie ihr in diese Ruhe mit hineingeben können, aber das möchte ich Ihnen als Trost dabei sagen: keine Hand kommt zu spät, auch zu dieser Stelle, keine Hinwendung, kein Gedanke, den Sie ihr schenken, hier und in der zuküntigen Zeit ist umsonst oder zuviel – er ist immer willkommen. Lassen Sie alle Zweifel beiseite und schenken Sie Maggie Flowers Ihre Trauer, Ihr Andenken und Ihren Schmerz. Sie wird es Ihnen zurückgeben aus dem unermeßlichen Schatz der Tage, den sie jetzt hat und wird auch bei Ihnen sein, wenn Sies zulassen. Ich überlasse nun diesen Platz Ihnen, um wie es bei uns Brauch ist zu geben 1…,2…,3…

Aber 3a sollten genügen, das auszugleichen, was die Vergangenheit an Schulden bereitete, sollten also, wenn dieses Jahr herum ist an seinem nächsten Geburtstag (82) reichen, um mich in ihm erfinden zu können ohne schlechtes Gewissen der vielen angefangenen Anfänge von Geschichten, Briefen, Stellungnahmen dgl. die hier jetzt plötzlich Berechtigung erfuhren, wo ich sie aufsammele und versuche etwas zu beenden, jeden Tag und jede Nacht so lang es eben geht. Und so gibt es eben kein Ende mehr, bis von ihm ein Zeichen durchdringt, daß es geschafft sei, er ist angekommen.

Darauf ruhig warten und sich freuen über jedes Blatt, das ich entziffert und neues entdecke zu immer neuer Verwunderung und Begeisterung über so viel wirklichen Inhalt, den ich mir selbst nie gestattet hätte. Dafür ist Seamus da; seine Aufklärung brachte mir ein wenig Gewißheit und obwohl ich die Frage nach dem Glauben n. immer spöttisch lächelnd über den Frager mit dem faustischen Gefühl ist alles! beantworten werde und mich dabei sicher fühle in meiner Welt, wo kein Name Schall ist und Rauch sondern wir alles aussprechen lernen erst, nachdem wir es erkannt haben – trotzdem verschwinden da langsam die Verschiedenheiten. Wir nähern uns uns weiter an, bis wir in das zurückgefunden haben aus dem wir alle kommen und dem es scheinbar egal ist, wie wir ihn nennen wollen oder ob überhaupt. Woher ich das weiß? Ich habe von Seamus n. mehr gelernt: ein wenig der Freiheit zu nutzen, sich selbst und dem Geist Grenzen zu zeigen: damit nicht alles unkontrolliert gestreut werde um schließlich doch zu brechen an den Grundsätzen der anderen; nein, der Brechungswinkel, die Durchtritte und die herrlichen zu entstehenden Inteferenzen hinter den vielen Doppelspalten sollen meiner Idee entsprechend interpretiert werden. Dafür lebe ich gern einen halben Tag lang nur im Garten. Um 6:00 Uhr also morgens verlassen mich die Vorstellungskräfte für zehn Stunden und was währenddessen passiert bis ich am Abend zu ihnen zurückfinde, weiß ich nicht, weiß ich wirklich nicht. Nur, daß ich irgendwohin gehe, wo sehr viel Tod um mich herum sein muß, aber daß ich das will.

“Die Benjaminfeldkraft zeigt jetzt bekannte Zeichen. Man kann sie übertragen auf dem Laut, den ein kurzer, hochintensiver Impuls unter Wasser ausübt, invers. Sie definiert uns das Spannungspotential zwischen zwei (unabhängig voneinander) gesetzten variablen Vokalen, die durch folgende Qualitäten bestimmt werden können: 1.) mindestens ein Wert von 1 als 2.) Trägheitsfaktor einer nicht erfaßbaren Masse mit einem Schwingungszustand zwischen 10 und 22.000 Hz, der 3.) ist die Abbildung eines Durchschritts von 12 Intervallen, die chromatisch aufeinander abgestimmt sind. Dabei ist die gemessene Kraft absolut, d.h. es besteht von ihr aus keine Beziehung zu irgendeiner anderen Kraft jeglicher Größe oder Ordnung. Sie ist logisch geschlossen und abgetrennt von anderen Systemen. Ihre Messung allein bedingt ihr Vorhandensein außerhalb des vermessenen Bereiches, ihr Wahrgenommenwerden durch die Meßinstrumente. Die Resonanz aber ist Teil ihres Verhaltens und ebensowenig zu trennen vom Prinzip wie aufzuheben. Es ist analog zu sagen: sie möchte gemessen werden, um sein zu können; sie kann aber möglicherweise auch existieren, ohne wahrgenommen zu werden. Damit ist sie eine gerichtete (intentionale) Kraft. Ihr Vektorenprodukt ergibt die Benjaminfeldkonstante. Oder?” 

Das war die Wahrheit, die sie mir erklärte, immer dann, wenn ich das Buch zur Seite gelegt und versucht hatte, mit ihr zu reden. Aber in der Wahrheit sein und mit ihr sprechen war gleich dort sein, wo nichts anderes existieren konnte, als, was man selbst hinzuzufügen imstande war zum Unfeld dessen, was n. nicht war. Also ich verdichtete, also nahm ich weg, indem ich vermehrte, indem ich im kleinsten bekannten Feld, Ihrem Grab, Frau Mahler, etwas wachsen ließ, das sie erneut hervorzubringen wagte: eine absolute Dichtung gegen das Vergessen, nichts, das mehr verlorengehen sollte; nichts, was größerer Verlust war… aber auch nichts, was gegen sie von härterem Bestand sein konnte als diese kleine Konstanz an Worten: mir zur Feier. Daraus eine Formel, die ich lerne mitzumurmeln wie ein kleines Laster. Aber auch seine (Rilkes) Aufforderung, sich zu erhalten: der Gott gäbe sich nicht zu erkennen er wäre nicht das Unendliche und die ewige Kraft, wenn er es täte. Also ich muß den Schritt tun scheinbar, unsicher in die vorgebliche Sicherheit eines Glaubens, den ich hier zu wählenhabe. Hic das ist die Zeit, der Ort, an dem das Sägliche geschieht. Aber was ist das? Solange gewesen… an dieser Stelle endlich, wo einmal der Sprung stattgefunden haben mag, verzögert um die Stunden vor und rückwärts, die es braucht, sie aufzusuchen, von Helsinki, von Rostock. Und ich kann nicht verharren. Ich brauche eine Position, Charon, ich brauche einen Standort. 

Was solln wir uns darunter vorstellen wenn einer sagt: er sei ganz hier und bei mir, und ja nicht Ich bin der zu euch spricht? Manche haben in den Schriften was hinterlegt damit Fremde sich darin zurechtfinden sollen, das habe ich nicht und selbst verirre mich ja dauernd in ihnen; trotz roter fäden. Es ist als würde ich absichtlich die Gegebenheiten verheimlichen zur Entstehung und was entstanden ist nur wissen während der langen Zeiten nachdem ich es von mir weggegeben hatte, also in seiner Objektivität zuerst nach mir selbst.

Ich muß weil sich die Umstände verändert haben etwas dazutun zur Schrift das mir mein Gewissen erleichtern soll; denn wenn ich es verheimlichte wären meine erschaffenden und eure erschafften Bedingungen nicht mehr parallel was ein Ende unseres Umgehns miteinander zur Folge haben könnte und wir würden vielleicht auseinanderdriften jeder in seine eigenen Fernen. Daß wir anderen aber uns einmal gegenseitig das nämliche versprachen, das Zusammenbleiben über jegliche Distanzen hinweg, die sich nun seisdrum ergeben hatten als ich wie jedes Jahr einmal nach dem Seenfinnland fuhr und du nicht wie sonst zur Aufrechterhaltung der Nähe die Wohnung in Berlin hüten würdest sondern ebenfalls wegzugehen dachtest nach irgendeinem Schweizerort der mir nur nach Höhenluft klang, machte es jetzt notwendig über den Zustand klarzuwerden der solches erlaubte. Es war nie selbstverständlich daß wir beide die Mitte verließen und auch wenn es jetzt vielleicht so wie Gleichberechtigung sich anhört daß auch du deinen Platz in der Welt einnehmen wolltest, so bleibt doch ein Gefühl, verraten worden zu sein. 

Eine weitere Möglichkeit, sich der Gesetze bewußt zu werden welchen wir unterlagen, solange wir uns in Gefangenschaft befanden und die wir eigentlich nicht kennen durften war, das jeweils schon anerkannte unserer mitgenommenen Regeln in die G. zu übersetzen gerade so, als wüßten wir um die Gefahr nicht die uns drohte wenn sie es schafften unsere Gesetze zu entschlüsseln. Ich habe einmal versucht in den Schriften des polyhistors das zu isolieren was sich nur mit der Transkription des den Brüdern schon bekannten Materials in unsere heutige Sprache befaßte; also völlig außer acht lassend alle nachherig gewonnenen Erkenntniss über die congrégation, die erst nach ihrer Auslöschung in den Kanon aufgenommen wurden. Auf diesem Wege wollte ich vermeiden, befangen über ihre Gesellschaft zu urteilen, die ja eben nach den heutigen Maßstäben eine Lebensführung vorschrieb welche wahrscheinlich niemand mehr guten Gewissens vertreten kann – obwohl die ersten Mitglieder doch erst nach Th.G. die Gemeinschaft verlassen hatten. Aber dies war die andere Geschichte die dem polyhistor n. unbekannt und er deshalb in der von hier aus gesehen glücklicheren Position war ohne die moralisch notwendige Verurteilung der sich uns über die vergangene Zeit langsam enthüllten Grundsätze seine Forschung zum Orden voranzutreiben. Ich auch darf also aus der Quelle HB ohne das dunkle Gefühl weiterschöpfen, seinem Andenken zu schaden: er konnte um die Gebote, die ThG seine Schritte ermöglichten und schließlich zur Auflösung der Bruderschaft führen mußten n. nicht wissen, und diese wie gottgewollte Naivität ist jetzt mein einziges Pfand das mich gegen jegliche Schuldzuweisung etwaiger Übertretungen immer freikaufen wird: Ich habe (in seinem Namen) von ThG n. nicht gehört.