VII. Träume: La fille au voile

Ich habe sie kennengelernt nur als Hauch von Stimmen. Es gab keinen Horizont dort, wo er sie hörte. Also mußte ich sie trennen, als wir gingen, miteinander, selbdritt durch den Abend. Als wir gingen zu zweit und der Gott mit uns. Als ich ging, allein der Toten und sein Blick voran mich prüfte. 

– Sind sie holographietauglich? Der Laser sucht nach dem Pol. Ein rubinrotrotes Licht misst die Schwingung in den Luftmolekülen, die sich übertragen bis an mein Ohr. Ich weiß, daß ich sie hören müßte, nicht das Atmen, nicht den Schritt, nicht vielleicht einen Herzschlag… doch etwas immer wie suchende Blicke nach dem dort der ihr vorangehen soll, hofft er. Weiß es nicht, nein, n. nicht, darf nicht wissen und so hält er es aus, bis es ihn doch herumtreibt: sein Auge trifft nur n. das eines traurigen Gottes. Dann Reue etc. und die verspätete Einsicht, Vorkehrungen treffen zu müssen, gilt für das nächste Mal. Ich kannte zuwenig französische Vokabeln, um sie über meine Lage aufzuklären, mir blieb also nur die Flucht in undeutliches Hebräisch. Das, dachte ich, verstand der Gott. Aber jetzt die Sprache der Teilchen lernen, um sie steuern zu können. Was heißt Molekül, wenn ich ihm diesen Namen gebe? Masse, Schwere, Arbeit und Anstrengung Angefülltsein, Ausfüllen, Leistung. Ich kann das hineintragen in das kleinste Gebäude dieser Schreibmaschinen, wo es mir vielleicht zerstückelt wird und werde es aber in jedem Fall zusammensetzen können als schwarzen Rest Milch auf geheimen Papieren, ich meine als dunkle Mühe ich meine als vergebliche Müdigkeit im gemeinen Körper. Nach außen bleibtis kein Geheimnis. Nur für Genf selber drehen die Teilchen Runden zum Urknall, für alle andern ist dort einfach ein weiterer Erdwärmereaktor am Werk, der saugt und saugt und Stier&Schild und Orpheus und E. ernährt, die auf ihm flüchten.

Ich kann mich auf meine Moleküle verlassen. Sie stehen in Verbindung zum See. Wir haben September 2008, ihr Name ist Ewa und sie schlägt Funken am Stein. 

Ich erinnerte sie an den grünen weißrotgeäderten, den ich am Rand des Sees ins Wasser gesenkt hatte. Sie fand ihn sofort und hob ihn heraus, das Wasser war heute den ersten Tag nicht mehr gefroren. 

(In Berlin saßen die Menschen im Lietzensee in einem schäbigen Café auf Plastestühlen und die Sonne schien vom Funkturm herüber, wo sie um vier Uhr n. stand, bevor sie in ca.ner Stunde hinter den Bäumen verschwindet. Und ich mochte das Café. Nicht, weil ich dort gern verweilte oder überhaupt mehr als zwei, drei mal dringewesen war, zum Pinkeln. Es hatte seine Eigenart. Wenn der See zufriert und es aber für ein paar schöne Stunden auch im Winter seine Pforten öffnet, kann man es betreten, ohne wie im Sommer durch die Tür gehen zu müssen, die mit Stacheldraht bewehrte. Man steigt vom See aus eine niedrige Kante herauf und sitzt auf der Terrasse, oder geht einfach durch die Tür wieder hinaus. In den im Sonnenschein verschneiten Lietzensee; pause, du A.!)