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Mit unseren Flügeln, sagte Seamus, gehen wir immer der Sonne nach. Keiner hält es lange aus hier unten, das haben sie schnell gemerkt. Und deshalb werden wir geschickt in die Oberwelt der Menschen. Jeder ist irgenwann an der Reihe, aber langsam vergeht einem die Zeit bis dann. Man rechnet und überlegt, man überschlägt die Koordinaten von einem bis zum anderen Mal, da ein Auftritt gelang, doch Sicherheit hat niemand über seine Wirkung. Also ist alles eitel bis zum Tag Z, jenem dritten unbestimmten Datum nach dem Tag X, der das Sterbedatum feststellt und dem zweiten Y, der Bekanntgabe des Terminus. Und dann geht es ganz schnell… x-y-z, drei Daten am Anfang einer langen Reihe von Tagen und bald Jahren, in denen jemand beständig den Kontakt versucht zu halten. Aber wo sind wir? Wir sind: unten. Ich habe Grund erreicht. Der Stein ist nicht mehr länger da wo er gesessen hat in der Grube innen. Er wandert über Wellenberg und Talmulden der Sandschichten in der Umgebung der genannten Koordinaten. Wißt ihr sie n.? Dann schlagt sie nach im Vierten Buch, dem Tanz der Silben folgt ihr, es klingt nach Französisch aber die Partitur beruhigt sich bald und man hört Mahler, er fällt, fällt, die Partikelströme ziehen sich zusammen. Buchstaben kondensieren.

Die Gruppe aber jener drei, vier, fünf Auserwählten die den Ehrgeiz hatten innerhalb der auf dem Papier ja n. gültigen Verfahrensweisen die endgültige Auslöschung zu verhindern konnte sich nur ebenfalls auf dem Papier überhaupt bewegen, was bedeuten mußte sie hätten irgendwie dorthin zu gelangen, wo es geschrieben stand. Wer aber in ihrer der Welt die wir längst vor ihnen verließen war imstande sie hinüberzubringen? Sicher, manchesmal hatte es Boten gegeben die den einen oder anderen mitnehmen konnten unter dem Schatten ihrer Flügel verborgen, aber sie waren nicht zu rufen, sie mußten von selbst kommen und einen abholen; und auch dann war nie sicher ob wenn wir ihm, dem Auserwählten dann folgten nicht ein Wort von ihm, ein Rückblick genügten um uns zurückzustauchen in das allzustark haftende Element jener Sprache die nicht die eigene war. An mir ist ja lange nichts haften geblieben, aber was die anderen betrifft die ich mit mir zog, so wußte ich nichts von ihren Graden, Ordnungen oder Stufungen die sie aufrechterhielten; ich sollte mir das selber ausdenken müssen um sie zu verstehen. Zu einigem bin ich gelangt durch die Gefangenschaft mit ihnen, von manchem möchte ich berichten, wenn die Worte dafür reichen. Aber wann das sein wird… wer will das wissen. Wir sind uns nicht immer einig gewesen ob Worte zu hinterlassen richtig gewesen ist statt Taten; und vielleicht (wie Sophie Scholl) sollte man irgendwann entschlossen dazu übergehn in einer Handlung Zuflucht zu suchen die einem die Figuren schon vorschreiben werden wenn man sie nur gut genug abhört. Was würde aber ich denn tun wenn nicht mehr das zu schreibende Buch meine Sprache bestimmte sondern die Welt in der ich lebe es großziehn will also eigentlich die Aufgaben sich hätten ausgetauscht und wären vertauscht worden um eines Zweckes willen den ich nie anerkannte; was wenn ich K. wäre würde ich tun? Alle Grundlage dieser um mein Zentrum zusammengezogenen und allein auf mein Überleben (nur das) gerichteten Zweckideologie wäre plötzlich verloren wenn es n. den weiteren Zusammenhang gäbe: daß man es etwa vermehren müsse, um das Gebot zu erfüllen. Das ist ein harter Schlag den sie mir versetzen und wann ich mich davon erholt hätte würde endlich auflösen können ob die Religion eine Einbildung ist und Volksdroge oder vielleicht doch ich ihr irgendwie dienen müßte; und seis als stummer in sich gekehrter Vater von mehreren Kindern ohne einen Drang zur Erziehung derselben. Ich habe das einmal ausgemacht; wenn ich tatsächlich 104 werden sollte wird das älteste n. vor mir sterben. Aber diese Überlegungen führen zu weit ins Ungewisse hinab und niemand sollte über seinen Tod hinaus bescheid wissen können. Also die Lebensalter angleichen und nur ihnen das Schicksal überlassen. Wir haben genug gekostet vom Lethewasser. Was führt nach unten, führt immer nur nach unten. 

Der Stein wird sichtbar grün wie die Maienostsee und schillert weißgeädert etwas durch nach oben. Sie dringen ein. Ich finde sie heraus, habe den Filter diesmal richtig eingestellt. Erst nur die Stimme, ist welke Brache. Zweitens: Notenfolgen, die mir recht geben: es handelte sich um keine wirkliche, sondern um eine Phantasiesprache. Regeln gab es fast nicht, nur: Atemanweisungen; Probleme erst, als man das Stück in einem anderen Medium aufführen wollte, wurden aber mit der Erfindung der Wasserorgel gelöst und ihrer Einstellung auf unser Innenohr. Also lesen wir nach: der Auftrag der Sinfonie fand statt und im Diagramm lassen sich jederzeit die Entwicklungsstufen erkennen, die ich genommen habe. Anfangen mußte ja jeder an derselben Stelle und es waren nur die fehlenden Koordinaten aber die Systemenergie erhielt sich. (Milchreis im Federbett.) Und was ist mir wichtig gewesen? Zu zeigen: da, da, da fängt man an mit der Geschichte, wo Seamus seine Sprache verlor um nicht mehr mit ihr aufzuhören, bis das Spannungspotential zum ersten Band völlig verbraucht war und der Aufbau rückläufig. Das ist das Zentrum gewesen und wir können jetzt ungefähr sagen, wo es liegt. Wir wissen von deiner Kraft und ich habe immer gemeint: behalte sie, vermehre sie. Aber es war ja dann viel wertvoller, sie von sich zu geben und die ersten Resultate ereigneten sich langsam. Vielleicht jedoch ist es nicht immer besser, die Wirkungen vorausbestimmen zu wollen, die eine Geschichte nehmen soll; vielleicht müssen wir uns auch manchmal damit begnügen, im kürzest erreichbaren Zustand eines Gegenübers soviel auszulösen daß gerade n. verhindert wird uns für langweilig zu erklären. Mit diesen Worten der Warnung an den Leser der Schrift will ich mich erkenntlich zeigen für die Geduld und Zuversicht die er immer wartend auf Geschehnisse bereit war mir zu opfern und werde einen Faden wieder aufnehmen, den ich vor einem halben Buch verloren ließ in der Hoffnung es trüge sich von selbst hier her. Hat es, habe ich. Das heißt es überlebt – und gibt mir die Schuld am folgenden.

Schreiben: einfach anfangen, atmen und langsam. Was wäre sonst der Sinn jenes Zwanges? Nicht, die angstbeseelte Vernunft endlich zu überwinden nach freier Sicht? Dahin soll’s gehen, aller Anfang sei wie immer Hölderlin. (Ich möchte mir, Benn: ein Stichwort borgen, allein bei wem…) Es hat las ich also auch jener den Zugang gesucht Eingang, seiner Zeit über Schiller und dessen Größe. Nur in unserem Fall verhält es sich etwas anders: wir sind ja zwei Suchende, zwei Unbekannte und einer schon tot (vier Jahre) und ich nur versuche jetzt uns beide irgendwohin zu ziehen, wo wir besser gelesen würden als es deine HB Lebzeit mir erlaubte. Sind ja auch immer lesbarer geworden, ihre die weichen Manuskripte und meine Quartärschrift z.B. zu den Vorsokratikern oder auch schon in der 6. oder 7. Generation; nur wie es mich unmittelbar erreicht viertensüber HB/Gadamer/Heidegger und dann die große Leere zwischen den Jahrhunderten bis zu meinen Wortschatzzitaten (Benn), soviel kann keiner dazugeben. Aber langsam leben wir uns gegen unsere Zeiten aus (die Wache), sicher bleibt nur das fühlbare Drängen zum Gehirnmittelpunkt oder dem was ich mir als ihn vorstelle mit der allzu schwachen Fähigkeit zur Imagination echter Zusammenhänge. Darum nur: schreiben – atmen und langsam, damit wir mit lautem Hecheln nicht die Muse aufschrecken sie schläft so schön tief. Das ist ein echter Zusammenhang der nicht schwer zu verstehen ist, das Wort Sublimation habe ich schon irgendwo verwendet, tue es aber n.mal zum Zwecke sichtbarer Defizite, die ihr selbst ausräumen müßt. Niemand kann das hier lektorieren der nicht der Revolution sich auszusetzen mutig genug ist. Die geschieht natürlich nicht wirklich, aber Lektor ist mir auch kein wirklicher Mensch sondern höchstens die Zukunft einer Sage, die sich um das Buch zu ranken beginnt, etwa sie hätten es erst vom Index nehmen müssen, um es wirklich verbieten zu können. Aber wie hatten wir das Buch indizieren lassen? Bestimmt, daß es irgendwo zwischenbuchstaben gab, die eine andere Lesart vorschlugen als gewöhnlich, matris lectionis, die keiner wahrhaben will die aber unwiderlegbar ihren Augen drohten sich vom Text zu entfernen, so oder ähnlich muß es geklungen haben als er mich davon überzeugen wollte, daß es sich um ein gefährliches Buch handle das man verbieten mußte. Aber mater lectionis ist “die Mutter des lauten Lesens” und damit haben wir schon zugegeben, daß die Gefahr einzig darin bestünde die Wahrheiten die das Buch verkündete auszusprechen- weil das einen Kollaps hervorrufen könnte, der sich nicht auf die Buchwelt beschränkte sondern die von ihr eigentlich unabhängigen Medienwelten der musikalischen und gestaltbildnerischen Literatur ebenfalls ergreifen würde. Damit wäre aber dem Buch seinem Autor schon zuviel gedient wenn es wirklich Revolution war sein Ziel. Wie werden wir das wissen? Das geht nur in einer Simulation der Wirkkräfte unter den geschützten Bedingungen, die uns die Benjaminfeldkraft in dem von der Geschichte aufgespannten Feld (der Kathedrale) bietet. Warum also treten wir nicht ein und sehen uns diese Kräfteeinmal genau an. Verlassen wir die Imagination. Begeben wir uns ins Feld. Keine Sorge, wir können Hölderlin nicht vergessen, das ist unsere Sicherheit.

Luke: – was erwartet mich dort?

m. Yoda: – nur, was du mit dir nimmst. – Deine Waffen… nicht brauchen wirst du sie an jenem Ort.

Ich stecke aber Stein, Schwert undת die Flammeniris unter den Schildmantel in dem die Kn.en ruhen. Die Maske verbirgt Feuerholz und vom uisce batha genau für den rettenden Schluck.

Doch Jean ist trotzdem nicht zurückgekehrt. Sie ging uns verloren auf dem Weg über die Augen. Die congrégation konnte die Spur nicht finden und wir schließen dieses Kapitel mit der Warnung an den Leser er möge sich sicher sein über den Verbleib seiner Emotionen denn sie wären das einzige, was ihn am Leben erhalten würde wenn sein Mensch gegangen ist. Ich zähle die Bewegungen der Korpuskeln die von der Mattscheibe abprallen zu den eher seltenen Phänomenen meiner Existenz, darum verzeichne ich sie hier so genau. Was ihr damit anfangt, bleibt bei euch. Die geflohene aber, die Zeit, lasse ich. Denn das ist Lebenszeit und die gibt es nur einmal. Sie sagt etwas aus über die Tiefe eures Schlafes: die Unterbrechung, mit der ihr haushalten müßt als einem knappen Mittel zur Erkenntnis dessen was euch umgibt. Und da wird sie schon zu Tagträumen, die uns nur kurz herauszureißen vermögen aus der aufkeimenden Bedrängnis über unseren Zustand. Aber das ist immer nur morgens. Morgen sind andere Geschichten, die des nächsten Tages – weil morgen immer der nächste Tag gewesen ist.

Und auch die Nacht ist nah, auch die Nacht ist immer jung und öffnet sich an jedem Sabbath in Unendliches. Nah sind die Geschichten der Väter, vielleicht wird man n. mehr lernen daraus als wir jetzt denken können. Deshalb sollen wir die Reise antreten als hätten wir n. nie und wären dieselben Kinder wie zum ersten Mal als wir den Pfad beschritten oder das Feld. Dahin erinnere ich mich jetzt. In die Zwischenbuchstaben der frühesten Versuche. Also gehen Sie… gehen sie voran, H.; vielleicht werde ich Ihnen nachfolgen nachdem die Toten bestattet sind. Durch den entstehenden Raum ist etwas geflossen das mehr war als ein Wille sich zu äußern. Ich kann seine Richtung nicht deuten, n. nicht, aber der Fluß findet statt, das merken auch Sie, oder? Es ist Zeit, den nächsten der Namen zu nennen, die wir empfangen. Nur ein unbedeutender Reisender glaube ich zwischen den Polen; stellt aber im Moment jetzt die einzige Verbindung dar zu Ihnen. Das ist Anto”ne. Retten wir sie. Einmal.