II. Mignon (E.)

Sie ist Staub gewesen und jemand hatte sie schon vor mir erschaffen das wußte ich. Aber mein Leben das ich ihr einhauchte wandte sich ihr selbst zu als wäre sie ihr eigener Gott. Das unterschied ihr mich von den vorgängigen Postulaten, denen ja auch ich folgen mußte auf den Wegen meiner Erkenntnis. Wie lange sie zu der Einsicht gebraucht hatte, daß jeder der Demiurgen das gleiche tun wollte (sich selbst erschaffen) war eine unzuzählende Zeit, hatte mich aber nur bis hierher gekostet und stand also n. eine Weile (die Hälfte?) meines Lebens herumzubringen und ihr zur Verfügung, mich endlich zu kapieren wie es wirklich war: daß sie den Kern der Geschichte bildete um den sich alles spinnte sooft ich mich auch in mich zurückzuziehen meinte. 

Immer waren Kern und Umstände nicht zu trennende Bedingungen dem anderen und ich n. nicht einmal konnte das aufheben so vereinigt waren sie. Und wenn es auch endlich erschiene als Konstrukt das ich nicht mehr zu erhalten vermochte aber es nicht mußte das sich selbst trug, dann würden auch die Wahrscheinlichkeiten der Vorraussagen steigen mit jeder Umkreisung. Alles was stattfinden konnte, war was gedacht wurde, everything possible to be believ’d is an image of truth (Blake’s magic). Wir müssen uns aber darüber klar werden, daß die Geschenke die am Sabbath verteilt wurden so großzügig nicht für jeden ausreichten, ihn an glückliche Enden zu führen. Für Mignon hatte es zumindest ein Ende schon gegeben, bevor ich sie entdeckte; deshalb waren meine täglichen Fehler nur wie die des Hütejungen der jetzt dem echten Wolf gegenüberstand. Ich war jedoch darauf vorbereitet und nur das Fehlen der dummenjungenstreiche in der ersten Zeit bewies daß es sich nicht um wahre Begebenheiten handeln konnte sondern alles erfunden war. Doch diese Färbung ist mir nie aufgefallen. Leg alles ab… 

… alles ab, das dir veraltet erscheint. Im neuen ruht die Kraft ungenutzt und es setzt die richtigen Energien frei. Verlasse dich nicht auf die hinterlassenen Medien der Zünfte, sie sind Altlasten, deren Wert so sehr schwankt daß sich nicht bestimmen läßt wieviel man heute darin investieren sollte. Was du bisher erworben hast soll dir genügen als Kapital mit welchem zu arbeiten ist. Erlaube dir nur selten einen Blick zurück und lebe in dem, was ist, lebe mit dem jetzt, das ist die erste Aufgabe unter allen anderen, das vorderste Gebot nach dem du dich richten wirst. Sei einig Mensch mit deinen Nächsten und scheue die Lügen. Behandle deinen Knecht wie deinesgleichen, diene deinem Herrn wie einem Vater und ehre deine Vorfahren so wie du geehrt werden willst. Achte auf deine Sprache, seist du allein oder mit anderen, bringe nie ein Wort, dem du nicht folgen willst wohin es auch führe. Sei lieber langsam im Gebet als schneller Zunge, denn sie redet lieber ohne dich. Hüte sie aber, achte auf deine Sprache. Das ist das letzte Gebot und wird wenn du es in deinem Herzen bewegst wo du auch bist, dir gut ergehen. Damit wollen wir für heut die Lektionen beenden, denn morgen ist bald da und der nächste Tag mit seinen Geschichten, die morgen erzählt werden wollen.