FUNKEN

b. Ich nehme den Faden auf an diesem späteren Tag und späten Abend, das mich bald zu Bett zwingen wird, damit ich genug Schlaf habe. Es muß immer so sein, daß wir uns hier um zwölf voneinander trennen, das ist eine Grenze, die ich nur ungern überschreite weil ich weiß, daß ich jede Minute darüber am nächsten Tag bitter bereue. Es ist so. Deshalb sei mir nicht böse, wenn ich irgendwann deine Gedanken einfach unterbreche, weil es in jener hier äußeren Zeit die ja mit deiner inneren nichts zu tun hat zu spät wird um immer n. einen Gedanken und einen Wechsel anzufügen, wie gern ich es auch je täte. Ich ahne, wie schwer es dir fällt, deine Sinne überhaupt so aufzufalten, mir zu folgen und die Kommunikation zu leisten, die ich dir abverlange. Wir sind uns aber einig darüber, ja? daß wir die alte Feindschaft zwischen dem Leben und der großen Arbeit anerkennen und diese Erkenntnis mündet konsequent in: Leben gehen, arbeiten gehen, um hier in aller Freiheit, die sich durch die Materie herstellen kann, zu sein.

Wie gern hätten Sie damals schon gewußt, daß ich jemals mich in diese Sicherheit begeben würde. Jetzt ist es zu spät, Sie zu beruhigen und Ihnen die Sorge darüber zu nehmen, ich könnte schreiben ohne den Begriff vom Leben. Sie selbst haben immer versucht, Ihrem Dasein dadurch Tiefe zu verleihen, daß Sie es hinabtrugen zu den Menschen, die Ihnen nur irgendwas bedeuteten. Einer war ich und so behielten Sie mich im Auge und verließen die Philosophie um des Praktischen willen, um der Hilfe zur allgemeinen Tauglichkeit, die Sie ja ebenso nötig gehabt hätten von einem anderen mit mehr Erfahrung. 

Jene sei angenommen vor dem Angesicht des Höchsten zum Glauben, den ich im folgenden natürlich näher erläutere. Die anerkanntermaßen strukturlose Form unserer Gesellschaft ruft nach einem Ausdruck ehestens in den jegliche unnatürliche Struktur negierenden Schriften des m.E. trotzdem zu Unrecht als haereticus materialis verurteilten Magister v. Weinen. In der Sammlung Über das freudlose Dasein unseres Erlösers J.C. hat er das unbekannte Dogma der… k. so weit verworfen als es in den ausgestellten Leiden unseres hominem salvator die positive Anteilnahme daran dem gläubigen Menschen insofern vorschrieb, daß jener seinen Weg Freien Willens beschritten hätte und gemäß seiner Vorraussicht, damit 1 Heilsplan zu erfüllen. Träte ich jetzt als ideeller Nutznießer dieses fr. Daseins auf und gewänne daran einen Vorteil für meine Seele, daß jener (…) Tod, der qualvoller kaum erschienen ist, so würde ich damit untilgbare Schuld auf mich nehmen und anstatt mich wie vom Dogma verlangt sündenfrei zu fühlen durch jenen T. nur immer beschweren. Ließ ich jedoch meiner Regung freien Lauf, die mich dazu ermutigt, ein fürchtiges Leben zu führen nach den im guten Menschen angelegten Gesetzen (vom Sinai), so bleibe ich frei dieser Schuld. Ich bin zwar n. immer sch. im Sinne der Erbsünde und habe keinen Anteil vergangener Paradiese; donc. In der Welt der Menschen, die ja alle dieses Schicksal teilen und keiner dem anderen überhoben ist, bin ich schuldfrei im ethischem Belange. Da ich nach Ihrem Denken des irdischen Paradieses teilhaftig und dieser Auffassung bin, solange ich kein schlechtes Gewissen, habich für mein Seelenheil gesorgt. (Schlechtes G. würde sich einstellen, wenn ich mich jetzt kennzeichnen lassen würde aus Gründen, die nicht re Natur sind. Die Erhaltung meiner Existenz wäre so ein teilhabender niederer Beweggrund.) Erkennen Sie deshalb an, was sie hier dargelegt finden und gestatten, daß ich mich für die Aufrechterhaltung des seligen Zustandes höchstens n. auf den casus clinici beziehe, der mir (eine mögliche Zeichnung) im Lager der Toten erlaubt. Damit steht die K. bis zu diesem Punkt außer Frage und es besteht kein Widerspruch zu der von Ihnen für eine weitere Vermittlung durch ein Taufzeugnis bewiesenen.” 

,Und Sie haben tatsächlich Seamus zu seinem Weggang geraten?‘ fragten die Augen des ungläubigen Katecheten. Als ich jetzt laut darauf antworten wollte, verschwand mir meine Stimme in dem Wirr der Klänge von Bruckners 4. Symphonie, die ich gerade hörte, als das Buch sich aufschlug. Aber ich fand einen Eingang, wie immer über die Musik. Also sprach ich, auch für mich: Er muß vorangehen, also weggehen, damit ich ihm folgen kann. Meistens ist das wie sich verlieren, also sich selbst dabei. Wenn Musik in Tees endete, hieß das dem Beschaffer solcher M. innezuhalten und den letzten T. darauf zu befragen, ob es wohl an der Bete gelegen haben mochte, auf deren Risiko man sich…

Ich habe Grund erreicht. Ich glaube, jetzt lebe ich. Kälte und Blitze. Der Dachraum über dem Haus. Hier werde ich geboren, möchte ich geboren worden sein, weil es der Ort war, der sich höher über dem Meeresspiegel befand, als andere hätten liegen können. Es beginnt meine Geschichte mit einem Blitzschlag. Vielleicht, daß es besser gewesen wäre, den See zu verlassen als das Gewitter anfing. Doch wie soll ich mich daran erinnern, gefangen immer n. in dem Magnetfeld der Entladung? Dem Ich etwas senden, das es zur Vernunft bringt und die mit Saughaltern an den Schläfen befestigten Drähte nicht mehr für Elektroden hält, sondern für das, was sie sind, Abnehmer zum Messen der Hirnströme. Aber glaube ich ihm das? Ich war im Boot, das weiß ich n.. Und daß Strom floß auf einmal, innen oder außen war nicht sicher, aber es war Bewegung da der Elementarteilchen. Das entnehme ich den Schwingungen der Seewassermoleküle. Es sind nicht mehr viele, aber jedes hinterließ eine Spur, als es zerfiel. Und eine größere Spur zieht sich dahin, einmal gemeinsam über das Wasser getragen aus dem Seenland, wo uns das Feuer entzündet wurde. Warten auf den Funken jetzt in späterer Zeit, der hier etwas anstecken könnte. Ein Stein nur, Stein, der an Stein schlägt, der große Beweger. Warten. Dann: wie der Stein selbst wartet, der mir aus der Hose gefallen ist vom Steg ins ja flache Wasser, oder wollte ich ihn nicht fallen lassen und habe die Hand auch über den Stegrand ausgestreckt? Grünlich eckig ein wenig Würfel mit Äderchen lebendigen, den ich beim Sieben des Komposthaufens gefunden hatte. Hätte ich ihn doch bewußt dort gelassen wie an einem guten Grab. Habe ich…, habe ich doch. 

Statt zu warten die Fahrt: vollgeschriebene Blätter, die keine Note mehr ertragen konnten; über das kleine Meer nur ein wenig Melodie n. imstande zu bewegen, das andere war ausgefüllt. Ich schaue zwischen den Streben der Reling hindurch auf das Wasser, dann Aufblicken und die weiterfließende Bewegung, die sich auf alles Betrachtete überträgt, Schiffsboden, die eigene Hand, der Mensch neben mir alles flüssig, unter den gespeicherten Wellen Elektronenstrahlen Partikelgestöber dringt ins Manuskript. Dagegen muß ich mich wehren und setze meinen Blick neu an. Initiale. Das bleibt relativ, unbesehen läßt die Hand das nicht geschehen. Wenn man die Wellenberg und Talfahrt beibehält, fangen die Augen selbst zu schwimmen an, ich hatte das erlebt. Erst unter Druck gleicht sich das Gehirn den tatsächlichen Bedingungen an. Innen angelangt auf den Rücken der Augen gleicht das Wabern der äußeren Zustände so sehr den zellimmanenten Strukturen, daß keine Verwandlung mehr nötig ist in elektrische Plus und Minus, thoughts derive from persistently incoming rays of moved matter, constructing and deconstructing floating images on the adressed recipient. Zwei Spalte, begrenzt durch die drei Eisenstäbe, das ist ein großer Doppelspalt. Doch das Wasser, nein, es bedingt nicht durch seine Wellenbewegungen, daß in meinen Augen Inteferenzmuster entstehen, die sich abbilden lassen auf dem Schirm der eigenen Handfläche, und wer will das einsehen. Nur ein grünlichgrauer, eckig und nicht runder dabei weich und nicht scharfkantiger Stein, der von dünnweißen Adern und n. feineren roten Äderchen durchzogen war, fiel mir aus der Hand, ausgestreckt am Rand des Stegs über dem sehr klaren Wasser. Ich hatte dieses jeden Tag getrunken in schwarzem Tee. Es hielt mich wach. Wenn ich einschlafen wollte und mich hingelegt hatte zur Nacht, quoll das Blut durch den Kopf, schwerer und dickflüssiger als sonst und voller Bilder, und angefüllt mit Lebendigem, das es sich anverwandelt hatte im heiligen Kreislauf finnischer Wasser. Es schwingt mit den nächtlichen Molekülen da draußen im Einklang, anderes hob sich ab von der Oberfläche, um als Nebel gesehen zu werden, Blicke jede Nacht dorthinüber, wo ich sie zuerst gesehen hatte. Wen. Wen, ach, sehen konnte man viel nachts, Wehen vielleicht hatte ich wahrgenommen, vom Wasserspiegel ab sich hebendes gegen den Waldhintergrund, der blieb schwarzgrau bis zur endgültigen Sonne. Da also Schlieren. Die Nachtabsenkung drückt sie gegen den n. den hellen Himmel spiegelnden glatten See herunter, es finden dort Kämpfe statt zwischen auf und absteigenden Luftschichten, nichts will sich richtig vermischen mit dem andern, das Seewasser ist erhitzt. Das geht mir durch den Kopf, ich versuche dagegen einzuschlafen, dagegen meinen Körper mehrmals zu entwässern in den Waldrand vor der Hütte. Es ist kalt. Als es langsam wärmer wird, schlafe ich ein. Die Wassermoleküle sind ruhig.